„Wir stehen hier und sind schön“, sagt Kleo sichtlich amüsiert. Die Clownsfigur, die zusammen mit Partner Fridolin ein Komikerduo bildet, wartet an diesem Nachmittag im Foyer des Pflegeheims Königin Paulinenstift auf den Beginn des Rundgangs.

Kleo (links) und Fridolin sind im Königin Paulinenstift das Komikerduo der Roten Nasen.
Kleo (links) und Fridolin sind im Königin Paulinenstift das Komikerduo der Roten Nasen. | Bild: Björn Spegel

Schon seit Anfang des Jahres sorgen die beiden für positive Abwechslung im Alltag der Bewohner. Das Besondere: Die Clownsvisite unter der künstlerischen Leitung von Reinhard Horstkotte findet wöchentlich im Seniorenzentrum in der Friedrichstraße statt. Viele Bewohner freuen sich jedes Mal aufs Neue auf den Besuch.

Heimleiter weiß Besuch der Roten Nasen sehr zu schätzen

Auch Heimleiter Moritz Bachmann freut sich auf Kleo und Fridolin. „Das Komikerduo ist ein fester Teil unseres Heimteams geworden“, sagt er. Das Seniorenzentrum ist für die Roten Nasen bereits die vierte Anlaufstelle am Bodensee.

Weiter sagt Bachmann: „Das Projekt ist für uns sehr wertvoll, weil sich die beiden sehr gut in die Bewohner einfühlen können und ihre sich verändernde Situation kennen.“ Vor jedem Rundgang informieren sich die beiden laut Bachmann über besondere Vorkommnisse bei den Menschen. Wenn etwa ein enger Verwandter verstirbt, besuchen sie den Betroffenen an diesem Tag nicht.

Hausdirektor Moritz Bachmann ist dankbar für die Anwesenheit der Roten Nasen, die nicht selbstverständlich sei.
Hausdirektor Moritz Bachmann ist dankbar für die Anwesenheit der Roten Nasen, die nicht selbstverständlich sei. | Bild: Björn Spegel

Rote Nasen bringen Frühlingswind ins Seniorenzentrum

Die Roten Nasen sind, wie Reinhard Horstkotte betont, „wie ein Frühlingswind“ für die Bewohner in ganz Deutschland unterwegs. Als Kunstprojekt vor 21 Jahren in Berlin gestartet, schickt der Verein seitdem Clownduos in die Wohnheime und sorgt mit Gags, Gesängen und Tänzen für gute Stimmung. Unter den Einrichtungen sind nicht nur Seniorenzentren, sondern auch Pflegeeinrichtungen, etwa für Menschen mit Beeinträchtigung oder Krebskranke.

Auftritt als Duo entspannt die Situation

Peter Majer, der Clown Fridolin spielt, betont im Hintergrundgespräch, dass der Auftritt als Komikerduo gleich mehrere Vorteile mit sich bringt. „Kleo kann besser singen als ich“, ist der Ukulelespieler überzeugt. Gleichzeitig weiß er: „Durch unsere Auftritte als Duo sind wir unabhängig von der Außenwelt und die Bewohner können uns erst einmal beobachten.“ Bei Einzelauftritten sei der Druck größer, sich als Bewohner zu beteiligen, was manchen unangenehm sei. Gegenüber dem Duo seien die Menschen auch offener.

Bewohnerin Martha Hohlocher ist sichtlich erfreut, als Fridolin mit ihr zu tanzen beginnt.
Bewohnerin Martha Hohlocher ist sichtlich erfreut, als Fridolin mit ihr zu tanzen beginnt. | Bild: Björn Spegel

Diese Offenheit zeigt auch Bewohnerin Martha Hohlocher (92), die sich bereits sehr auf den Besuch des Komikerduos freut und die trotz ihres Alters noch sehr aktiv ist. „Ich habe viel mitgemacht in meinem Leben“, sagt die gebürtige Schlesierin. Und gibt auf die Frage, warum sie so gut singen kann, stolz bekannt: „Ich war 36 Jahre im Kirchenchor.“

Ansprechpersonen nicht selbstverständlich

Ein weiterer Grund, warum die Clownsvisiten so wertvoll sind, ist für Horstkotte, dass die Bewohner Ansprechpersonen brauchen: „Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Besuche, etwa durch Verwandte, nicht selbstverständlich sind“, sagt er. „Daher ist das regelmäßige Wiedersehen durch unser Komikerduo und die Beziehung zwischen Clowns und Bewohnern umso wichtiger“, so der künstlerische Leiter.

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Finanziert wird das Projekt der Roten Nasen zum überwiegenden Teil aus Spenden. Denn: Das Künstlerteam arbeitet freiberuflich und wird für die Arbeit in Workshops, Seminaren und Fortbildungen geschult. „Außerdem erhalten alle Teams ein spezielles Diplom an der Internationalen Schule für Humor in Wien“, wie Sandra Schüssler sagt, die Kleo verkörpert. Sie war vor ihrer Clowntätigkeit beim Theater Ulm angestellt.

Drei Krankenkassen unterstützen das Projekt

Um die Roten Nasen in ihrem regelmäßigen und professionellen Einsatz zu unterstützen, wird das Projekt mittlerweile von drei Krankenkassen tatkräftig – 2023 mit rund 35.000 Euro – unterstützt.