„Turboschnelles Internet“ für das Netzgebiet des Gemeindeverwaltungsverbands (GVV) Meersburg. So bewirbt das Stadtwerk am See als Generalunternehmer den Glasfaserausbau in der Stadt Meersburg sowie den Gemeinden Stetten, Hagnau und Uhldingen-Mühlhofen. Im Februar 2016 wurde am Unterstadttor in Meersburg der erste Spatenstich für den kommunalen Breitbandausbau gefeiert. Abgeschlossen wurden die Bauabschnitte 1 und 2. Betreiberin des Netzes ist die Teledata GmbH mit Sitz in Friedrichshafen.

Der dritte Bauabschnitt ohne Daisendorf, der seit 2022 läuft, ist jetzt allerdings ins Stocken geraten, wie das Stadtwerk am See mitteilt. „Der Glasfaserausbau in Meersburg, Stetten, Hagnau und Uhldingen-Mühlhofen (...) verzögert sich. Der akute Fachkräftemangel behindert derzeit das straffe Zeitkorsett des Glasfaserausbaus. Aufgrund dieser Engpässe profitieren Stetten und Hagnau aller Voraussicht nach erst ab Ende 2024 und Meersburg und Uhldingen-Mühlhofen ab Mitte 2025 von schnellem Internet“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Geplant ist, die weißen Flecken in den genannten Kommunen, also Adressen mit weniger als 30 Megabit pro Sekunde, mit Glasfaser zu erschließen. Laut Gemeindeverwaltungsverband gehören auch die Gewerbegebiete Bitzenbrunnen und Ried III in Uhldingen-Mühlhofen sowie die Lichtenbergschule in Uhldingen-Mühlhofen und das Droste-Hülshoff-Gymnasium in Meersburg mit dazu. Neben den weißen Flecken widmet sich der Ausbau nun auch den grauen Flecken. Das bedeutet, jenen Anschlüssen, „bei denen technisch weniger als 100 Megabit pro Sekunden möglich sind“, erklärt das Stadtwerk am See.

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Die Gesamtinvestitionskosten betragen dem GVV zufolge circa 5 Millionen Euro und werden vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit 50 Prozent und vom Land Baden-Württemberg in der Ko-Förderung mit weiteren 40 Prozent gefördert. Aufgrund der Förderung sei für Eigentümer, die zu den beiden Kategorien (weiße und graue Flecken) zählten, der Glasfaseranschluss kostenlos, schreibt das Stadtwerk am See: „In den vier Kommunen des Gemeindeverwaltungsverbands sind rund 380 Haushalte in der Förderkategorie für weiße oder graue Flecken. Sie profitieren nach dem Ausbau von turboschnellem Internet mit bis zu 1 Gigabit pro Sekunde im Download und 200 Megabit pro Sekunde im Upload.“

„Unmöglich, für die Masse an Aufträgen ausreichend Spezialisten zu finden“

Der Fachkräftemangel betrifft den Ausbau in mehreren Bereichen. Das Stadtwerk erläutert: „Bedingt durch die bundesweite Förderkulisse mit Milliardenbeträgen ist der Markt schlichtweg überhitzt.“ Das Auftragsvolumen sei durch die Förderung binnen kürzester Zeit auf das Zehnfache gestiegen, wird Projektleiter Simon Hengge zitiert: „Vor diesem Hintergrund ist es schlichtweg unmöglich, für die Masse an Aufträgen hier im Bodenseekreis ausreichend Spezialisten zu finden.“

Beim ersten Spatenstich für den interkommunalen Breitbandausbau im Februar 2016 am Meersburger Unterstadttor (von links): der damalige ...
Beim ersten Spatenstich für den interkommunalen Breitbandausbau im Februar 2016 am Meersburger Unterstadttor (von links): der damalige Meersburger Bauamtsleiter Martin Doerries, Planungsleiter Jürgen Pietsch, die Bürgermeister, die teils nicht mehr im Amt sind: Edgar Lamm (Uhldingen-Mühlhofen), Daniel Heß (Stetten), Frank Lemke (Daisendorf), Volker Frede (Hagnau) und Martin Brütsch (Meersburg) sowie Ivica Katic von der Baufirma KTS, Bernd Engesser, damals Meersburger Bauamt, und Christian Gäng vom Ingenieurbüro Pietsch. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Hinzu kommt der Mehraufwand durch die zusätzliche Förderstufe. 2023 wurde zu den bis dahin eingeplanten weißen Flecken der Ausbau der grauen Flecken beauftragt. Neben dem bloßen Mehraufwand im Ausbau habe oftmals auch um- oder neu geplant werden müssen. Zwar sei das Stadtwerk mit den Tiefbauarbeiten bislang sämtlichen vertraglichen Bedingungen nachgekommen, aber nun sei abzusehen, dass das Einbringen des Glasfaserkabels in die Leerrohre am Zeitplan zerrt. „Diese Arbeiten stehen noch komplett aus und müssen jetzt sukzessive von den verfügbaren internen und externen Ressourcen abgearbeitet werden“, sagt Simon Hengge.

Ferner werden die Anforderungen an Vermessung und Dokumentation aufgrund der millionenschweren Förderung als „extrem hoch“ beschrieben. „Auch werden zusätzliche Nebenleistungen eingefordert, die ganz spezifisches Know-how und Einarbeitung notwendig machen. Dieser enorme Mehraufwand an Bürokratie ist ein echter Zeitkiller“, gibt Hengge zu verstehen.

Tiefbau bis auf kleinere Maßnahmen abgeschlossen

Wo die Bauarbeiten im Moment stehen? Das Stadtwerk am See schreibt: „Die gesamte Rohr-Infrastruktur sowie alle Schächte und Schalt-Stationen stehen und sind einsatzbereit. Der Tiefbau ist bis auf kleinere Maßnahmen in Uhldingen-Mühlhofen im gesamten GVV abgeschlossen.“ Hier geht der Generalunternehmer von einer Restbauzeit von etwa drei Monaten aus. Projektleiter Simon Hengge kündigt an: „Wir werden ab sofort mit den vorhandenen Ressourcen die Kommunen Stetten und Hagnau bedienen.“ Dort soll in den kommenden Wochen das Glasfaserkabel eingeblasen werden.

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Auch wenn von technischer Seite her dann alles bereit ist, müssen die Menschen noch Geduld haben. „Ab dann übergeben wir den Staffelstab an die Behörden zur Abnahme und diese im Anschluss an den Netzbetreiber Teledata zum Draufpacken der Leistung in die Netze. Rein rechtlich können also zwischen fertig verlegter Technik und turboschnellem Lossurfen nochmal bis zu vier Monate ins Land ziehen“, sagt Hengge. So ergeben sich auch die genannten Zeithorizonte für Stetten und Hagnau sowie Meersburg und Uhldingen-Mühlhofen.