Die ersten Besuchergruppen waren schon da: Biolandwirte aus dem Rems-Murr-Kreis wollten den Überlinger Weltacker erkunden. Und auch die zwölfte Klasse der Ravensburger Waldorfschule kam zur Ackerrallye. Daher musste das Weltackerteam die zahlreichen Erklärtafeln und Installationen dieses Jahr ein bisschen früher aufbauen.

Offiziell startet der 2000 Quadratmeter große Acker, der quasi im Miniformat die Lebensmittelversorgung der Welt präsentiert, am Sonntag, 5.¦Mai, in die Saison 2024 – mit dem Allround-Musiker und Geschichtenschreiber Dominik Blöchl aus Bodnegg, der dort sein Kinderbuch „Was muss, das muss – Ein Elefant macht in die Stadt“ vorstellt. Hier geht es natürlich ums Essen.

Bis zu 5000 Besucher kommen auf den Weltacker

In der fünften Saison des Weltackers werden voraussichtlich wieder zwischen 4000 und 5000 Besucherinnen und Besucher über die Fläche zwischen Andelshofen und Abig-Kreisel wandern, auf der Weizen, Reis, Hirse, aber auch Baumwolle, Erdnuss und weitere exotische Pflanzen wachsen – und zwar exakt in dem Verhältnis, wie sie auf der weltweiten Ackerfläche angebaut werden. Auf fast 90 Führungen wurden im vergangenen Jahr knapp 1000 Gäste gezählt. Allein die Buchinger Klinik, die zu den Sponsoren des Projekts gehört, hat sich bereits wieder an fünf Terminen mit bis zu 50 Gästen angemeldet.

Geführt werden die Gäste – auch auf Englisch oder Französisch – von Anette Wilkening und Eva Hauber, die den einst zur Landesgartenschau ins Leben gerufenen Weltacker weiterbetreiben. Und ab Juni auch von Kristin Machmer. Die 22-Jährige studiert in Weingarten Umweltbildung und absolviert bis Oktober ihr Praxissemester auf dem Weltacker.

Wie wir uns in Zukunft ernähren

Zu den Höhepunkten der neuen Saison wird der 14.¦Juli gehören, an dem der Facharzt für Gerichtsmedizin und Biologe Martin Grassberger unter dem Titel „Wie ernähren wir uns morgen – und wer ist eigentlich wir?“ Einblicke in die Welt der Kleinstlebewesen gibt, in das „Mikrobiom der Erde“.

Bakterien und Pilze würden ja allgemein vor allem mit Krankheitserregern in Verbindung gebracht, sagt dazu Anette Wilkening. „Damit wollen wir aufräumen.“ Denn der Großteil des Mikrobioms bestehe aus „Gesundheitserregern“, ob im Darm oder im Boden, die „dafür sorgen, dass wir überhaupt leben können“.

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Viele Veranstaltungen geplant

Am 15.¦September wird dann auf dem Acker wieder selbst geerntetes Getreide gedroschen, gemahlen und gleich vor Ort zu Brot gebacken. „Das machen wir bereits zum fünften Mal“, sagt Wilkening. Es komme vor allem bei Familien gut an. Am Sonntag, 6. Oktober, wird schließlich das Erntedankfest gefeiert. Und dazwischen soll es weitere Veranstaltungen geben, etwa zum Thema Kaffee.

Auch wer den Weltacker schon mehrmals besucht hat, kann hier immer wieder Neues entdecken. Im Hochbeet etwa, das zum Thema samenfeste Sorten schult, wachsen bekannte Gemüse wie Rotkohl, Blumenkohl, Brokkoli, Fenchel oder Lauch. Doch wer weiß schon, wie diese aussehen, wenn man sie blühen lässt? Oder dass Chicorée, wenn man ihn natürlich wachsen lässt, eigentlich eine blau blühende Wegwarte ist. Und dass praktisch alle Kohlsorten von Natur aus nur Röschen bilden würden – „so wie der Rosenkohl“, erklärt Wilkening. Die großen Köpfe entstünden vor allem durch hybride Züchtung.

Kristin Machmer aus Ravensburg absolviert diesen Sommer ihr Praxissemester auf dem Weltacker.
Kristin Machmer aus Ravensburg absolviert diesen Sommer ihr Praxissemester auf dem Weltacker. | Bild: Jürgen Baltes

Im Mai wachsen Reis, Hirse und Mais

Unterdessen ist auf dem Acker bereits vieles am Wachsen. Hafer, Roggen, Triticale, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen, oder auch Ackerbohnen sind schon lange in der Erde. Reis, Mais und Hirse folgen im Mai. Bis dahin gibt es für das kleine Team also noch ganz schön was zu ackern.

Der Weltacker ist eine gemeinnützige Gesellschaft und lebt vor allem von Sponsoren und Spenden. Zu den Kooperationspartnern gehört unter anderem die Initiative „Rengo bildet“ des Rengoldshauser Hofs, von dem auch die Fläche gepachtet wurde. Sponsoren sind unter anderem die Überlinger Volksbank, der Orsinger Weinhändler Riegel oder der Biogroßhändler Bodan. Unterstützung komme aber auch von Bauernhöfen wie Heggelbach oder Höllwangen, von denen man Saatgut oder Maschinen bekomme, sagt Anette Wilkening. Sie würde gerne noch stärker mit regionalen Förderern zusammenarbeiten.

Individuelle Führungen könne jeder anfragen, ob Schule, Unternehmen oder sonstige Organisation. Seit drei Jahren trägt der Acker zudem das „Echt-Nachhaltig“-Siegel der Deutsche Bodensee Tourismus GmbH.