„Ich habe für den Hafen gelebt“, sagt Robert Schwarz. „Ich bin, wenn es mal heftig gestürmt hat, auch nachts im Schlafanzug raus, um nach dem Rechten zu schauen.“ Der 66-Jährige sitzt zuhause am Tisch und sinniert über seine knapp 19 Jahre als Hafenmeister in Unteruhldingen. In dieser Zeit hat er sich einen Namen um den gesamten Bodensee erarbeitet. Drei Mal wurde er von einem Wassersport-Magazin zum Hafenmeister des Jahres gewählt.

Selbst im Urlaub braucht er Wasser und einen großen Hafen

„Mit ging es immer darum, dass sich unsere Besucher bei uns im Hafen wohlfühlen“, betont Robert Schwarz. „Dabei war kein Tag wie der andere und immer wieder ging es darum, ein unerwartetes Problem bestmöglich zu lösen.“ Er habe es genossen, mit Menschen zu tun zu haben. Die Aufgabe als Hafenmeister war so etwas wie ein Traumjob für ihn: „Selbst wenn ich Urlaub mache, muss immer irgendwo Wasser und ein großer Hafen mit großen Booten in der Nähe sein“, erklärt er und fügt schmunzelnd hinzu: „Ich schaue sie gern an und man kann da auch ein bisschen träumen.“

Bürgermeister Dominik Männle (rechts) verabschiedete Robert Schwarz im Dezember 2023 in den Ruhestand.
Bürgermeister Dominik Männle (rechts) verabschiedete Robert Schwarz im Dezember 2023 in den Ruhestand. | Bild: Franz-Josef Speth

2005 kam der Anruf der Gemeinde

Es war 2005, als er von der Gemeinde angerufen wurde: ob er es sich nicht vorstellen könne, Hafenmeister zu werden? „Ich wurde im Gemeinderat vorgeschlagen, worauf man mich anrief“, erzählt der 66-Jährige. „Ich habe gleich zugesagt, wobei ich nicht ganz so einfach aus meinem Vertrag als Hausmeister herausgekommen bin und eine Zeit lang quasi zwei Jobs gemacht habe.“

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Schnell habe er erkannt, dass man als Hafenmeister „Mädchen für alles“ sein muss. „Ich war Tourismusexperte, Reinigungskraft, Hausmeister, Techniker und mehr in einem“, erklärt er mit einem Grinsen. „Und man musste manchmal auch zaubern können.“ Er erzählt von einem Pfingstwochenende, das vom Wetter her traumhaft war. „Da waren in einer Nacht unglaubliche 111 Übernachtungsboote im Hafen“, erinnert er sich. „Sie standen teilweise in Dreier- und Viererreihen.“ So etwas sei heute undenkbar.

Einen bleibenden Eindruck hat auch die „Riva Classics 2018“ hinterlassen. Damals kamen mehr als 40 Riva-Boote in den Hafen und haben drei Tage dort verbracht. „Es war majestätisch, wie die Boote mit ihren unglaublich starken Motoren jeden Morgen den Hafen verlassen haben und abends wieder zurückgekehrt sind.“ Dann gab es das Dampfboottreffen 2022 und früher die Pfahlbau-Regatta mit etwa 30 Segelbooten und „legendären Partys mit Modenschau und jeder Menge Musik“, wie Robert Schwarz erzählt. Und prominente Gäste hatte er eine ganze Reihe, von Showgrößen wie Paola und Kurt Felix bis Sportstars wie den deutschen Rennfahrer Timo Glock.

Erinnerung an Pannen

Natürlich gab es während der 19 Jahre auch Pannen. So erinnert sich der dreimalige Hafenmeister des Jahres an einen Unfall mit einem nagelneuen Motorboot, mehr als 500.000 Euro wert. „Es war zum ersten Mal ins Wasser gelassen worden und hatte noch nicht den Hafen verlassen“, sagt Robert Schwarz. „Als dann ein Segelschiff aus dem Hafen fuhr und ein Opa seinem Enkel das Ruder in die Hand gab, kam eine Böe und das Segelboot rammte das nagelneue Motorboot am Klofenster.“ Dabei entstand ein Schaden von mehreren tausend Euro.

Das Revier von Robert Schwarz, das er 19 Saisons lang leitete: der Hafen Unteruhldingen.
Das Revier von Robert Schwarz, das er 19 Saisons lang leitete: der Hafen Unteruhldingen. | Bild: Reiner Jäckle

Das Arbeitsjahr von Robert Schwarz spielte sich vornehmlich zwischen Mitte März und Ende November ab. Vom Saisonstart über Boote ins Wasser lassen, Gäste begrüßen, Liegeplätze koordinieren und im Herbst dann wieder Boote auswassern gab es jeden Tag jede Menge zu tun. Während der Sechs-Tage-Woche im Sommer war der Hafenmeister täglich spätestens um 8 Uhr am Hafen und, wenn alles rund lief, gegen 19 Uhr wieder zu Hause. Den freien Winter hatte Schwarz daher zur Erholung nötig. „Mein Kollege Franz-Josef Speth und ich waren ein super Team“, betont der Ruheständler. „Wir haben uns bestens immer ergänzt.“

Drei Auszeichnungen zum Hafenmeister des Jahres

Im Jahr 2018 wurde Robert Schwarz als Hafenmeister des Jahres am Bodensee mit Urkunde und Geschenkkorb ausgezeichnet.
Im Jahr 2018 wurde Robert Schwarz als Hafenmeister des Jahres am Bodensee mit Urkunde und Geschenkkorb ausgezeichnet. | Bild: Reiner Jäckle

Die 19 Saisons, die Robert Schwarz dem Unteruhldinger Hafen seinen Stempel aufgedrückt hat, werden bei vielen Gästen in Erinnerung bleiben. „Er hat seinen Job wirklich gut gemacht“, lobte Bürgermeister Dominik Männle bei der Verabschiedung des Hafenmeisters. „Unter den Bootsbesitzern hat er für den Hafen einen guten Ruf erarbeitet. Das kam auch der Gemeinde zugute.“ Dass Schwarz sehr rührig gewesen sei, unterstrichen auch die drei Auszeichnungen zum Hafenmeister des Jahres am internationalen Bodensee. Da sein bisheriger Vertreter Franz-Josef Speth im Mai ebenfalls in den Ruhestand verabschiedet wird, wird es in dieser Saison mit Tillmann Weber und Martin Ley gleich zwei neue Hafenmeister in Unteruhldingen geben.

Dem Hafen bleibt der Bootsbesitzer weiter treu

Das Dreamteam im Unteruhldinger Hafen: Robert Schwarz (rechts) und sein Stellvertreter Franz-Josef Speth, der im Mai ebenfalls in den ...
Das Dreamteam im Unteruhldinger Hafen: Robert Schwarz (rechts) und sein Stellvertreter Franz-Josef Speth, der im Mai ebenfalls in den Ruhestand geht. | Bild: Reiner Jäckle

Robert Schwarz denkt sehr gern an die Verabschiedung im Rathaus im Dezember zurück. „Das war richtig schön“, sagt er. „Ich habe mich riesig gefreut, dass sehr viele Mitarbeiter aus dem Rathaus und dem Bauhof sowie Gärtner da waren.“ Und wenn einmal „Not am Mann“ ist oder Fragen aufkommen, will Robert Schwarz mit Rat und Tat zur Seite stehen, denn so richtig loskommen wird er vom Unteruhldingen Hafen nie. Schon allein deshalb nicht, weil er hier für sein eigenes Boot einen Liegeplatz hat. „Ich bin natürlich jetzt deutlich seltener am Hafen, spaziere morgens aber schon mal gern dort vorbei“, sagt er. „Ich genieße meinen Ruhestand, werde dem Hafen aber definitiv treu bleiben.“