Wohnungssuche, Behördengänge, Bewerbungen – um Geflüchtete bei diesen schwierigen Aufgaben zu unterstützen, arbeitet Tina Alagöz als Integrationsmanagerin für die Stadt Wehr. Doch seit Mai finanziert das Land ihre Stelle nicht mehr zu 100 Prozent, sondern nur noch zur Hälfte. Der Gemeinderat beschloss in seiner jüngsten Sitzung, die Stelle trotzdem in vollem Umfang beizubehalten und den restlichen Betrag selbst zu tragen.

Die Arbeit wird immer schwieriger

In Wehr leben derzeit 210 Geflüchtete. Davon fallen 104 in den Zuständigkeitsbereich von Tina Alagöz – 28 Menschen betreut sie derzeit intensiv. Zwar sei die Zahl der Betreuten in letzter Zeit zurückgegangen, dafür werde die Arbeit aber immer zeitintensiver und schwieriger, wie Alagöz berichtete.

Gründe dafür seien beispielsweise die zunehmende Bürokratie oder Sprachschwierigkeiten der Geflüchteten. Einige der Menschen seien Analphabeten und hätten in ihren Heimatländern keine Ausbildung oder Schulbildung erhalten. Auch Traumatisierungen und psychische Erkrankungen seien eine besondere Herausforderung. Da es in diesem Bereich zu wenig Fachkräfte und Angebote gebe, versuche Alagöz dies in ihrer Beratung ein wenig aufzufangen.

Hälfte der Förderung fällt weg

Bisher hatte das Land die Stelle der Integrationsmanagerin zu 100 Prozent gefördert. Das bedeutete für Wehr eine jährlichen Summe von rund 51.000 Euro. Der Förderzeitraum endete jedoch am 30. April.

„Das ist eine menschliche Aufgabe“ – Claudia Arnold (Grüne)
„Das ist eine menschliche Aufgabe“ – Claudia Arnold (Grüne) | Bild: SK

Eine finanzielle Unterstützung gibt es zwar weiterhin, diese wurde aber deutlich gekürzt und berechnet sich immer wieder neu – je nachdem, wie viele Personen zu bestimmten Stichtagen in einer Gemeinde untergebracht sind. Derzeit erhält Wehr nur noch 50 Prozent der ursprünglichen Fördersumme.

Vorschlag: 50 Prozent als Stadt finanzieren

„Die Integration findet in den Kommunen vor Ort statt“, betonte Ordnungsamtsleiter Stefan Schmitz die Bedeutsamkeit der Integrationsmanagerin für Wehr. Als die Stelle 2018 erstmalig besetzt wurde, entschied sich die Stadt bewusst dafür, die Integrationsmanagerin direkt bei der Stadt anzustellen und die Aufgabe nicht an den Landkreis oder Wohlfahrtsverbände auszulagern.

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Bürgermeister Michael Thater sprach sich dafür aus, dass das auch so bleibt: „Dann wissen wir, dass die Aufgabe so erledigt wird, wie wir es möchten.“ Er schlug vor, die fehlenden 50 Prozent der Förderung als Stadt zu übernehmen und so die volle Stelle beizubehalten. Wenn man die Stelle auf 50 Prozent reduzieren würde, müsste man sie später wieder anpassen, sobald sich die Höhe der Förderung ändere, erklärte Thater.

„Dann wissen wir, dass die Aufgabe so erledigt wird, wie wir es möchten.“
„Dann wissen wir, dass die Aufgabe so erledigt wird, wie wir es möchten.“ | Bild: Michael Gottstein

Außerdem soll die Integrationsmanagerin zukünftig auch die Betreuung der Obdachlosenunterkunft übernehmen.

Diskussion um Zuständigkeiten

Der Vorschlag wurde nicht von alles Stadträten positiv aufgenommen. So kritisierte Paul Erhart (CDU): „Ich finde es schwierig, wenn wir eine Aufgabe des Landkreises freiwillig an uns ziehen.“ Außerdem warf er die Frage auf, wie zielführend die intensive Betreuung einiger Geflüchteter durch die Integrationsmanagerin sei und ob die Menschen sich nicht selbst stärker integrieren könnten.

„Ich finde es schwierig, wenn wir eine Aufgabe des Landkreises freiwillig an uns ziehen“ – Paul Erhart (CDU)
„Ich finde es schwierig, wenn wir eine Aufgabe des Landkreises freiwillig an uns ziehen“ – Paul Erhart (CDU) | Bild: RAINER KESER PHOTOGRAPHY

Claudia Arnold (Grüne) entgegnete: „Ich sehe nicht, wo die Stadt freiwillig Aufgaben an sich zieht.“ Die Unterbringung von Obdachlosen sei schließlich eine kommunale Pflichtaufgaben und die Unterstützung von sozial schwächeren Mitgliedern der Gesellschaft eine grundlegend „menschliche Aufgabe“. Sie betonte, dass es auch für alle Wehrer Bürger von Vorteil sei, wenn sich richtig um die Menschen in Not gekümmert werde, da Perspektivlosigkeit eine Ursache von Gewalt sei.

Das Integrationsmanagement bleibt in Wehr

Paul Erhart ließ sich nicht überzeugen und enthielt sich bei der Beschlussabstimmung. Die anderen Stadträte stimmten dem Vorschlag, die Stelle des Integrationsmanagers von der Förderung zu entkoppeln und die volle Stelle weiter beizubehalten, jedoch zu.

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