Gegen den Entwurf des Teilregionalplans Energie in der Fortschreibung des Regionalplans Bodensee formiert sich Widerstand. Im Entwurf sind auf dem Gemeindegebiet etwa 327 Hektar als Vorranggebiete für Windenergie und circa 39 Hektar als Vorbehaltsgebiete für Freiflächen-Photovoltaik ausgewiesen. Bislang hatte der Windatlas für die Gemeinde eine zu geringe Windhöffigkeit und Rentabilität für Windkraftnutzung ausgewiesen. Durch die Weiterentwicklung der Technik und einer Nabenhöhe der Windräder von mehr als 175 Metern sind Flächen in der Gemeinde nun tendenziell für Windenergie geeignet.

Stellungnahme bis zum 29. April möglich

Die Gemeinde Wald kann eine Stellungnahme zur Fortschreibung des Regionalplans Bodensee-Oberschwaben und zum Teilregionalplan Energie abgeben. Bis zum 29. April besteht für die Träger öffentlicher Belange die Möglichkeit zur Stellungnahme.

Fünftel der Waldfläche soll Vorranggebiet sein

Einen Großteil der 23 Zuhörer in der Gemeinderatssitzung treibt dieses Thema um. So viele Zuhörer sind selten in einer Sitzung zu sehen. Gemeinsam mit dem Gemeinderat ging die Verwaltung erneut die Punkte der Stellungnahme durch die Gemeinde durch. Die Größe der Vorbehaltsgebiete Freiflächen-Photovoltaik können annähernd mitgetragen werden, aber die ausgewiesenen Vorranggebiete Windenergie sind mit 327 Hektar eindeutig zu groß. Ein Fünftel der Waldfläche im Gemeindegebiet werde als Vorranggebiet in Anspruch genommen. Zudem sei die Gemeinde bereits durch den Kies- und Sandabbau vorbelastet, unterstrich Hauptamtsleiter Michael Wenzler. Mehr als 100 Hektar des Gemeindegebiets seien als Abbauflächen beziehungsweise als Vorranggebiet und Vorbehaltsgebiet zur Nutzung von oberflächennahen Rohstoffen ausgewiesen.

Schon knapp 37 Hektar für Photovoltaik

Im Zuge der Fortschreibung des Flächennutzungsplans hat sich die Gemeindeverwaltung Wald ausgesprochen, zwischen Steckeln und Himmelreich 36,8 Hektar Fläche als Sammelbereich für Freiflächen-Photovoltaik auszuweisen. Das vorgesehene Vorranggebiet für Windenergie ist westlich der Hauptsiedlungsgebiete der Gemeinde gelegen. Wohngebiete werden vom Schattenwurf der Windenergieanlagen betroffen und führen durch den Schattenschlag zu einer unerträglichen Belastung der Bewohner. In neu geplanten Baugebieten in Wald und Walbertsweiler führen die Windenenergieanlagen zu einer erheblichen Wertminderung und machen die Baugrundstücke für Bauinteressenten unattraktiver.

Der Waldsportpfad Erlosen mit Grillplatz, Grillhütte, Volleyball- und Boulefeld ist ein beliebter Naherholungsort. Die Waldfläche ist im ...
Der Waldsportpfad Erlosen mit Grillplatz, Grillhütte, Volleyball- und Boulefeld ist ein beliebter Naherholungsort. Die Waldfläche ist im geplanten Vorranggebiet für Windenergie gelegen. Die Bürger befürchten Beeinträchtigungen, falls Windenergieanlagen errichtet werden. | Bild: Sandra Häusler

Als großen Aspekt nennt die Gemeindeverwaltung den Artenschutz. Täglich können Rotmilane zwischen Wald und Walbertsweiler beobachtet werden, der sehr seltene Schwarzstorch ist in Walbertsweiler und im nahegelegenen Naturschutzgebiet Egelsee aktiv. Es besteht die Befürchtung, dass der Storch durch die Windenergieanlagen diese Habitate aufgibt. Ein weiterer Aspekt in der Stellungnahme ist der Untergrund der vorgesehenen Vorranggebiete mit lehmigen und zum Teil auch moorigen Böden. Sie bedingen einen enormen Aufwand für die Gründung der Windenergieanlagen und stellen dadurch die Umweltverträglichkeit infrage.

Willkommenes Erholungsgebiet mit Grillplatz

Die Einwohner der Gemeinde nutzen die große zusammenhängende Waldfläche, die die Vorranggebiete umfasst, als willkommenes Erholungsgebiet. In der ausgewiesenen Waldfläche befindet sich der Sportpfad Erlosen mit Grillstelle, der sehr gern genutzt wird und von den Senioren des Turn- und Sportvereins mit viel Engagement und stetig in Schuss gehalten wird.

„So können wir uns nicht übergehen lassen, ohne dass die Gemeinde hier Einfluss nehmen kann.“Clemens Veeser, Gemeinderat
„So können wir uns nicht übergehen lassen, ohne dass die Gemeinde hier Einfluss nehmen kann.“Clemens Veeser, Gemeinderat | Bild: Sandra Häusler

Gemeinderat Clemens Veeser sagte, dass Mitte März das Thema und die Planungen erst richtig bekannt wurden. Es blieben nur wenige Tage übrig, damit die Bürger eine persönliche Stellungnahme dazu abgeben konnten. Die geforderten 50 Stellungnahmen, die eine Voraussetzung für eine erneute Prüfung der Planungen darstellen, konnten dank engagierter Gemeinderäte und Bürger bis Ende März vorgelegt werden.

Sammlung von über 440 Unterschriften

In den vergangenen zwei bis drei Wochen wurden bislang 440 Unterschriften gegen die Planungen gesammelt und sollen der Stellungnahme der Gemeinde beigefügt werden. Grundsätzlich solle man ja nicht gegen Windenergie sein, aber der Standort ist einfach verkehrt, wies Veeser auch auf die Nähe zum geplanten Biotopverbundgebiet hin. Auch der Uhu im „Riedle“ sei sicher nicht fröhlich über solch eine massive Bebauung, betonte Veeser. Eine Gefahr sieht er im Eisbruch und Eiswurf. Wenn die Rotorblätter im Winter anlaufen, könnten Eiszapfen bis zu 1,3 Kilometer weit geschleudert werden und das in der Nähe des Trimm-dich-Pfades. „So können wir uns nicht übergehen lassen, ohne dass die Gemeinde hier Einfluss nehmen kann“, argumentierte Veeser.

23 Windräder sind möglich

Es sind bis zu 23 Windräder geplant, momentan sollen fünf Windräder gebaut werden, berichtete Veeser. Er berichtete ebenfalls von Plänen, das Umspannwerk von Pfullendorf nach Wald auf einer Fläche von zehn Hektar zu verlegen. „Dann sind viele dieser Belastung nicht mehr gewachsen“, unterstrich der Gemeinderat.

Heike Fox weißt auf nahes Naturschutzgebiet hin

Gemeinderätin Heike Fox wies darauf hin, dass der Schwarzstorch auch in Walbertsweiler beheimatet sei. Zudem verwies Fox auf den Abstand der geplanten Vorrangfläche von nur 600 Metern zum Naturschutzgebiet Ruhestetter Ried. Sie bat, diese Argumente in die Stellungnahme aufzunehmen, ebenso die vom Windatlas bescheinigte zu geringe Windhöffigkeit. Gemeinderat Gerhard Hahn (UL) bat darum, die Austrocknung des Bodens unterhalb der Windräder und das damit verbundene Verschwinden von Pflanzen aufzunehmen. Gemeinderat Michael Riegger sprach sich für eine zeitnahe Informationsveranstaltung aus. Die Unterschriften werden am heutigen Donnerstag als Stellungnahme der Gemeinde überreicht. Sie wurden von den Gemeinderäten Heike Fox, Michael Riegger und Clemens Veeser gesammelt.