Noch bevor der Krieg in der Ukraine startete und die Energiekrise so richtig Fahrt aufgenommen hat, haben Christina und Heribert Suppanz in ihrem Haus voll auf erneuerbare Energien gesetzt. Bevor der große Ansturm kam, haben sie sich für eine Wärmepumpe entschieden – und dafür, die Ölheizung zu entsorgen.

Seit rund einem Jahr nutzt das Ehepaar jetzt in Wolterdingen die Wärmepumpe und die Photovoltaik-Module auf dem Dach, um zu heizen und sich mit Strom zu versorgen. Wie sind die Erfahrungen nach dieser Zeit. Und vor allem: Macht sich das auch im Geldbeutel bemerkbar?

Was nach Einrichtung der Wärmepumpe etwa dreimal gemacht werden musste, das sei das Nachjustieren der Anlage. Die Wärmepumpe funktioniert nur in einem bestimmten Temperaturbereich optimal, wird es kälter, dann heizen Christina und Heribert Suppanz über einen Gasanschluss. Das Umschalten geschehe vollautomatisch.

Einstellungen anpassen

„Anfangs war der Gasverbrauch sehr hoch“, erklärt Heribert Suppanz. „Wir haben uns dann gemeldet und die Anlage wurde angepasst.“ Eine Pumpe sei rund um die Uhr gelaufen. Für Christina Suppanz ein üblicher Vorgang: „Ich denke, das ist normal.“ Sie erinnert sich da an die Zeit zurück, als die neue Ölheizung eingebaut wurde: „Die fiel damals mehrfach hintereinander aus.“

Vieles, was heute eingestellt werden muss, geht digital. „Einfaches können wir auch selbst schon einstellen“, sagt Christina Suppanz. Die Photovoltaik-Module werden indes aus der Ferne kontrolliert. „Die Firma weiß, was da an Strom rein- und rausgeht“, sagt Heribert Suppanz. Er übrigens auch, über eine App kann er sehen, wie viel Strom in der zehn Kilowatt-Batterie im Keller noch gespeichert ist. Sie wird auch durch die Dach-Module geladen.

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Auch die Batterie hatte nach dem Start erst mal ein Software-Update notwendig. „Das ist aber alles machbar. Anfangs mussten wir einiges einstellen, jetzt haben wir Ruhe“, sagt Christina Suppanz. Die Heizung sei nie aus, sondern regle die Temperatur von allein – auch, ob die Wärme über die Gasversorgung entsteht.

Das sei auch schon mal der Fall gewesen, besonders im Winter: „Wir hatten Schnee und aus Eis auf den PV-Modulen. Etwa 14 Tage kam über die Anlagen weniger Strom.“ Den speisen die beiden in das Stromnetz ein, vom Betreiber bekommen sie dafür etwa 800 Euro.

Die Stromkosten für das Jahr

Und wie sieht es für das Ehepaar hinsichtlich der Stromkosten im Jahr aus? „Wenn wir beim Strom alles zusammen nehmen, dann kommen wir auf null raus“, erklärt Heribert Suppanz. Selbst mit Darlehen, das für die Anschaffung der Anlage gebraucht wurde. Im Haus habe man verschiedene elektrische Geräte in Betrieb, etwa Waschmaschine, Trockner, Kühlschrank – und ein Elektroauto, das regelmäßig geladen werde. „Wir als Zwei-Personen-Haushalt haben so gut wie keine Stromkosten.“

Dabei betont das Paar, dass das Haus von 1978 stammt, der Anbau von 1997: „Wir haben zwar viel nach-isoliert, aber die Wände sind noch von damals. Fußboden-Heizung haben wir auch keine. Das ist natürlich ein gewaltiger Unterschied zu einem modernen Niedrig-Energiehaus“, erklärt Heribert Suppanz.

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Die neue Heizung sei bereits abbezahlt. Die alte herauszunehmen und der Einbau der Wärmepumpe habe das Paar etwa 33.000 Euro gekostet. Rund 20.000 Euro habe man sich angespart, 12.000 Euro gab es als Förderung vom Staat. Bis das Geld gekommen sei, habe es rund ein Jahr gedauert: „Ich hatte das Gefühl, es kommt nicht mehr. Ich war erst sicher, als es auf dem Konto war. Wir bekamen eine Nachricht und dann war es schnell da.“

Gas ist teuer

Ein Wermutstropfen sei indes die Gasversorgung: „Das ist ein bisschen der Haken.“ Das Paar habe eine Nachzahlung bekommen: „Gas ist teuer.“ 1500 Euro müssen für das Jahr bezahlt werden. Dennoch rechnet Familie Suppanz damit, dass man im nächsten Jahr mit den Kosten noch etwas herunterkommen werde – ohne die Nachjustierungen, die jetzt notwendig waren. Damit sei man dennoch günstiger weggekommen als mit der alten Ölheizung: „Wir haben einen Holzofen, den wir abends befeuern, wenn es kalt ist. Pro Jahr haben wir Öl für 2500 bis 3000 Euro gekauft“, so Heribert Suppanz.

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Und haben die beiden ihre Entscheidung bereut? „Für unsere Situation ist das perfekt“, sagt Christina Suppanz. Ihr Mann ergänzt: „Wir sind beide über 60 – und sind zufrieden. Man muss aber immer schauen, wie genau sind die eigenen Verhältnisse.“ Man habe jetzt dafür keinen Dreck und müsse schauen, woher und wann man neues Heizöl beziehe.

„Ich würde jedem raten, zu überlegen, was in zehn Jahren ist. Aus Protest auf Öl zu setzen, das ist nicht gut“, sagt Christina Suppanz. Und unabhängig von allen finanziellen Überlegungen: „Da gibt es ja noch Faktoren wie das Klima. Deshalb machen wir das. Und was sagen wir denn ansonsten unseren Enkelkindern irgendwann mal?“

Mit dem Strom vom Dach lädt Familie Suppanz auch ihr Elektroauto. Das geht über diese sogenannte Wallbox.
Mit dem Strom vom Dach lädt Familie Suppanz auch ihr Elektroauto. Das geht über diese sogenannte Wallbox. | Bild: Simon, Guy

Vieles von dem, was das Paar am Haus gemacht habe, drehe sich ums Bewusstsein: „Man bekommt eine andere Wahrnehmung. Etwa wenn man im Regen fährt, dann steigt der Verbrauch und die Energie ist schneller weg. Man merkt dann eben auch, dass mit 100 besser zu fahren ist, als mit 140.“ Mit dem Auto nach Konstanz und wieder zurück, das sei ohne aufzuladen möglich. Nur wenn der Sohn in Karlsruhe besucht werde, da müsse geladen werden. Und zwar in der Zeit des Besuchs. Alles eine Frage der Einstellung eben.