Ann-Katrin Hahner

Die Nachwehen der Corona-Pandemie, aber auch der Russland-Ukraine-Krieg, sorgen dafür, dass es immer mehr deutsche Unternehmen in wirtschaftlich unsichere Fahrwasser geraten. So haben Experten jüngst bekannt gegeben, dass die Insolvenz-Welle 2024 noch schlimmer wird als 2023. Hauptgründe dürften dabei neben geopolitischen Unsicherheiten auch straffe Finanzierungsbedingungen für Unternehmen sein. Neben Unternehmen wie einem deutschen Möbel-Riesen und einem Weltmarktführer im Maschinenbau, hat es nun einen echten Traditionshersteller im Bereich Babynahrung erwischt - die Töpfer GmbH aus Dietmannsried bei Kempten im Allgäu. Was das Unternehmen plant, um sich aus der Misere zu befreien, und wie es um die 170 Beschäftigten bestellt ist.

Babynahrungshersteller insolvent: Dieses Traditionsunternehmen ist betroffen

Die Töpfer GmbH, ein führender Hersteller von Bio-Babynahrung und Naturkosmetik aus Dietmannsried, hat aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten, verursacht durch Umsatzrückgänge und Kostensteigerungen, ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Dies geht aus einer Pressemitteilung hervor, die von den Pluta Rechtsanwälten, einer Kanzlei im Bereich Insolvenzverwaltung und Restrukturierung, stammt. Die Kanzlei unterstützt das Unternehmen mit einem Sanierungsteam bei dem Verfahren. Vom Amtsgericht Kempten wurde das vorläufige Verfahren am 24. April 2024 angeordnet und Prof. Dr. Martin Hörmann als vorläufigen Sachwalter bestellt.

"Unser Geschäftsbetrieb läuft fort. Wir haben bereits erste Gespräche mit unseren Kunden und Geschäftspartnern geführt, die die Betriebsfortführung unterstützen. Wir werden in den kommenden Monaten ein Sanierungskonzept erarbeiten, um unser Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen", erklärt Geschäftsführerin Susanna Gabler in der Mitteilung. Die rund 170 Beschäftigten seien über den aktuellen Stand informiert worden. Ihr Gehalt werde vorerst für drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert. 

Nach Insolvenz: Töpfer auf der Suche nach Investoren

"Der Betrieb verfügt über großes Know-how und eine moderne Produktion. Gemeinsam werden wir in den kommenden Monaten das Unternehmen sanieren, um dem Betrieb eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen", zeigte sich der Generalhandlungsbevollmächtigte, Ludwig Stern, zuversichtlich. Töpfer strebt laut der Mitteilung eine Neuaufstellung im Rahmen einer Investorenlösung an. Daher solle zeitnah die Suche nach einem finanzstarken Partner beginnen.

Die Töpfer GmbH wurde 1911 in Böhlen bei Leipzig gegründet und prägte als Pionier die Produktion von Säuglingsheilnahrung in Deutschland. Nach einem Umzug der Produktionsstätte nach Dietmannsried im Jahr 1923, wuchs das Unternehmen stetig und führte 1948 die bekannte Säuglingsmilch "Lactana" ein. Seit den 1980er Jahren spezialisiert sich Töpfer auf die Herstellung von Bio-Säuglingsnahrung und Naturkosmetik, wobei das Unternehmen stets an seinem Gründungsstandort im Allgäu produziert. Insgesamt blickt das Unternehmen auf eine über 110-jährigen Geschichte zurück. Die Bio-Babynahrung ist in Drogerien wie dm und Müller erhältlich.

Übrigens: Ein wichtiger Edeka-Lieferant ist insolvent, was direkte Auswirkungen auf die Produkte haben könnte. Außerdem werden nicht alle Filialen einer bekannten Bäckerei-Kette bestehen bleiben - wenngleich das Unternehmen keine Mitarbeiter entlassen möchte.