Die Vogelgrippe greift in den USA auf Kühe über. Das beeinflusst nicht nur die Tiere, sondern auch die Milch. Es ist nicht das erste Mal, dass die Viren bei Säugetieren festgestellt wurden. In der Vergangenheit waren schon Katzen, Nerze und Robben befallen.

Bei Rindern und ihrer Milch ist die Krankheit etwas Neues. Noch sitzt die Gefahr weit entfernt. Aber kann die Vogelgrippe auch bald unsere Kühe befallen? Unsere Experten sehen aktuell keinen Grund zur Sorge. Allerdings sollte die Mutation in Hinblick auf seine Gefahr für Menschen im Blick behalten werden.

Entwarnung aus Lobby und Wissenschaft

Andrea Bauer, Geschäftsführerin und Referentin für Tierwohl beim Landesbauernverband Baden-Württemberg, gibt Entwarnung: „Aktuell besteht in Deutschland keinerlei Gefahr für den Menschen durch die Geflügelpest. Heimische Milch, Eier, Geflügelfleisch und Käse können also bedenkenlos verzehrt werden!“ Laut dem Friedrich-Löffler-Institut (FLI) seien bisher keine Fälle bei Rindern außerhalb der USA bekannt und überhaupt sei die Lage in Europa aktuell ruhig, erklärt sie weiter.

„Aktuell besteht in Deutschland keinerlei Gefahr für den Menschen durch die Geflügelpest“, sagt Andrea Bauer, Geschäftsführerin des ...
„Aktuell besteht in Deutschland keinerlei Gefahr für den Menschen durch die Geflügelpest“, sagt Andrea Bauer, Geschäftsführerin des Geflügelwirtschaftsverbandes BW und Referentin für Tierhaltung. | Bild: LBV Baden-Württemberg

Kontakt auf der Weide kaum zu vermeiden

Tierwohlreferentin Bauer erläutert, bei Kühen sei der Kontakt zu Vögeln schwieriger zu regulieren als etwa bei Schweinen, da Kuhställe offen sind und oft auch Weidezugang besteht. Grundsätzlich seien Vögel für das Insektenmanagement in der Rinderhaltung auf manchen Höfen sogar gern gesehen, weil sie Insekten vertilgen, sagt Bauer.

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„Bei Weidezugang könnten Begegnungen zwischen Vögeln und Rindern kaum verhindert werden“, fährt sie fort. Die Landwirte könnten die Weide auf tote Vögel kontrollieren. An den offenen Stellen der Ställe könnten Netze angebracht werden. Sollten Vögel oder Geflügel Kühe anstecken, wäre es auf menschliches Versagen zurückzuführen, meint Bauer.

Übertragung von Geflügel und Wildvögeln

Während für Vögel die Geflügelpest einem Todesurteil gleichkommt, erholen sich Kühe nach Symptomen wie Appetitlosigkeit und weniger Milchentwicklung bisher wieder. Wolfgang Fiedler, Vogelkundler beim Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz, identifiziert auf Anfrage des SÜDKURIER Geflügel und Wildvögel als mögliche Überträger.

Außerdem könne das Virus wegen mangelhafter Hygiene der Geflügelhaltung ins Freiland geraten. Dennoch schlussfolgert der Experte: „Die Tatsache, dass auch Säugetiere von einem der derzeit drei bis fünf bekannteren Vogelgrippevirus-Typen befallen werden können, heißt noch nicht, dass diese Säugetiere bei der Ausbreitung eine Rolle spielen.“

„Der Sprung von Vögeln auf Säugetiere ist sicher ernst zu nehmen“, meint Wolfgang Fiedler, Wissenschaftler am Max Planck-Institut für ...
„Der Sprung von Vögeln auf Säugetiere ist sicher ernst zu nehmen“, meint Wolfgang Fiedler, Wissenschaftler am Max Planck-Institut für Verhaltensbiologie. | Bild: Marinovic, Laura

Nicht klar, welchen Weg das Virus geht

Wie alle Grippeviren mutieren auch die Vogelgrippeviren rasch, sagt Fiedler. Dass dabei die Grenze zwischen Organismengruppen, also etwa von also Vögel zu Säugetieren, übersprungen wird, kommt sehr selten vor, da es aus Virensicht ein großer Unterschied sei. Dazu bemerkt der Wissenschaftler: „Aber wenn doch, ist das durchaus besorgniserregend. Wir können nicht wissen, ob das ein Schritt in Richtung eines neuen, auch für Menschen ansteckenden Virus sein könnte.“

Deshalb sei der Sprung von Vögeln auf Säugetiere ernst zu nehmen. Sollte es so weit kommen, spielen Vögel nur noch eine untergeordnete Rolle: „Die Infektionsgefahr würde in so einem Fall nicht mehr von Vögeln ausgehen, sondern von Mitmenschen oder Säugetieren wie Hunden, Katzen oder anderen Haustieren“, sagt der Wissenschaftler.

Mögliche Maßnahmen

Die Maßnahmen, um eine Weiterverbreitung zu verhindern und den Schutz des Menschen zu gewährleisten, reichen laut des Veterinäramts im Kreis Konstanz von Transportbeschränkungen etwa auf Milch und die Tiere selbst bis hin zu Bestandssperren und umfangreichen Beprobungen, erklärt Pressesprecherin Marlene Pellhammer auf Anfrage.