Gibt es auch in Markdorf „Demokratie-Helden“? Ja, die gibt es: Bislang sind es etwas mehr als 100 Freiwillige, die als ehrenamtliche Wahlhelfer am 9. Juni, wenn die Europa- und die Kommunalwahlen anstehen, dafür sorgen, dass bei den Stimmenabgaben und den Auszählungen alles rund laufen wird. Und das ist wichtig, denn der 9. Juni ist ein Mammutwahltag mit entsprechend vielen und umfangreichen Stimmzetteln. Gewählt werden auf kommunaler Ebene etliche Gremien: Der Kreistag, die Gemeinderäte und auch alle Ortschaftsräte.

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Ein Manager-Trio im Rathaus

Im Rathaus bereitet man sich jetzt schon intensiv darauf vor. Ein Trio ist das Wahlmanager-Team: Hauptamtsleiterin Regina Holzhofer, die als Chefin auch den Hut aufhat, Sachgebietsleiter Norbert Klöck, der für alles rund ums Meldeamt und das Wählerverzeichnis verantwortlich ist, und Jens Ortolf. Ortolf, der Sachbearbeiter im Meldeamt ist, kümmert sich um allerlei Organisatorisches, von der Ausstattung der Wahllokale über die IT bis zur Organisation der Wahlhelfer.

Zu dritt wären sie aber am Wahlsonntag alleine und verloren: Denn ohne die ehrenamtlichen Helfer lässt sich keine Wahl stemmen. Und so haben die drei Rathausmitarbeiter auf Wunsch des SÜDKURIER an diesem sonnigen Frühlingsvormittag zwei engagierte Bürger in den kleinen Sitzungssaal mitgebracht – stellvertretend für die vielen anderen Markdorfer, die sich ebenfalls freiwillig in den Dienst an der Allgemeinheit und an der Demokratie stellen.

Fröhliche Mienen im Wahllokal: Am 26. Mai 2019 freuen sich Birgit Engel (links) und Monika Gehweiler über die hohe Wahlbeteiligung in ...
Fröhliche Mienen im Wahllokal: Am 26. Mai 2019 freuen sich Birgit Engel (links) und Monika Gehweiler über die hohe Wahlbeteiligung in Leimbach. | Bild: Jörg Büsche

Noch fehlen Helfer für den 9. Juni

Generell ist die Stadt für Wahlen immer aufgestellt: Es gibt einen Pool aus rund 260 Bürgern, die sich in der Vergangenheit bereits als Wahlhelfer eingebracht haben, und die die Stadt vor Wahlen anschreibt, berichtet Klöck. So auch diesmal. Doch die derzeit rund 110 Helfer, die sich bislang für beide Tage gemeldet haben, reichen noch lange nicht. Denn anders als bei Bundestags- oder Landtagswahlen gibt es beim Europa-/Kommunalwahl-Doppel eine Besonderheit: Es wird zwar nur am Sonntag, dem 9. Juni, gewählt, doch ausgezählt wird am Sonntagabend und auch noch am Montag – wegen des Umfangs. 180 bis 190 Wahlhelfer benötigt es dafür für beide Tage, weiß Klöck. Im Rathaus hofft man deswegen noch auf viele weitere Freiwillige.

Ein Wahlhelfer seit mehr als 40 Jahren

Kerstin Höll und Egbert Benz haben sich schon entschieden. Beide sind seit langen Jahren bereits Wahlhelfer, Benz seit mehr als 40 Jahren, Höll hat alleine in Markdorf auch schon bei mehr als 15 Wahlen mitgeholfen. Höll, die im Sekretariat einer Häfler Schule arbeitet, hat einst bei der Stadt Markdorf ihre Verwaltungsausbildung gemacht und weiß daher, wie wichtig für die Wahlen engagierte Mitbürger sind. „Mir liegt auch das Wahlrecht sehr am Herzen“, sagt die 54-Jährige. Ihren Mann habe sie auch schon „angesteckt“ und ihre Tochter ebenfalls, lacht sie. Beide werden am 9. Juni in Markdorf auch am Start sein.

Jetzt geht es der Wahlurne an den Kragen: Um kurz nach 18 Uhr bei der Bundestagswahl am 26. September 2021 schütten Joachim Mutschler ...
Jetzt geht es der Wahlurne an den Kragen: Um kurz nach 18 Uhr bei der Bundestagswahl am 26. September 2021 schütten Joachim Mutschler (vorne) und Matthias Schäfer in der Stadthalle die Stimmzettel auf die Tische. | Bild: Grupp, Helmar

Das, was Holzhofer als „kommunikatives Erlebnis“ beschreibt, bestätigt Höll: „Wir sind immer nette Teams, wir werden verköstigt und es macht wirklich viel Spaß“, sagt sie: „Ich kann jeden nur ermuntern.“ Man werde von Wahl zu Wahl in verschiedenen Wahlbezirken eingesetzt und unterschiedlichen Wahlvorständen zugeteilt. „Da lernt man unheimlich viele neue und nette Leute kennen, die man sonst nicht kennenlernen würde.“

Neulinge werden natürlich geschult

Es sei schon ein besonderes Gefühl, „wenn halb Markdorf an einem vorbeiläuft“, ergänzt Benz. Der 62-jährige Elektroingenieur im Ruhestand hat sich in den Achtzigern bereits in seiner Heimatstadt Hamburg als Wahlhelfer engagiert. Für ihn sei dieses Ehrenamt schlicht „eine wichtige Aufgabe in der Demokratie, die man wahrnehmen sollte“. Die Eindrücke seiner vielen Wahlsonntage wolle er nicht missen. „Mit meinen Mitwahlhelfern habe ich noch nie schlechte Erfahrungen gemacht“, berichtet er.

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Zudem, und das betont auch Holzhofer, werde man als Neuling vorher intensiv geschult. Bange sein müsse also keinem: „Das ist kein Hexenwerk, da muss niemand Angst haben, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein“, sagt Benz. „Ein Erfahrener ist in jedem Team mit dabei und die einzelnen Wahlbezirke helfen sich auch immer untereinander“, ergänzt Ortolf.

18.10 Uhr: Die Urnen in der Stadthalle sind ausgeleert. Für die Wahlhelfer (von links) Jasmin Bäder, Gerti Feldmaier, Manfred Fischer, ...
18.10 Uhr: Die Urnen in der Stadthalle sind ausgeleert. Für die Wahlhelfer (von links) Jasmin Bäder, Gerti Feldmaier, Manfred Fischer, Michael Lissner, Julia Kiethe und Klaus Feldmaier beginnt nun die Arbeit. Dieses Foto entstand bei der Kommunalwahl 2019. | Bild: Grupp, Helmar

Holzhofer: „Das schafft Verbindung zwischen Ehrenamt und Hauptamt“

Holzhofer erwähnt noch einen Aspekt, der ihr persönlich sehr wichtig ist: „Das schafft auch Verbindung zwischen Ehrenamt und Hauptamt.“ Bürger lernen die Rathausabläufe und dessen Mitarbeiter kennen, das Rathausteam bekommt den direkten Draht zu seinen Bürgern. Und Wahlhelfer würden nicht zuletzt Aufklärungsarbeit leisten: Welche Gremien gibt es überhaupt in einer Stadt? Wie ist das Wahlsystem in einer Kommune? „Da dienen die Wahlhelfer auch als Kommunikatoren in die eigene Bürgerschaft“, sagt die Hauptamtsleiterin.

Wer mithilft, bekommt 60 Euro pro Tag

Neben vielen Kontakten, netten Gesprächen und neuen Bekanntschaften dürfen sich die Wahlhelfer auch noch über einen Obolus für ihren Dienst am Allgemeinwohl freuen: 60 Euro pro Tag zahlt das Rathaus als Aufwandsentschädigung. „Das macht den Job zum Beispiel auch für Schüler und Studierende interessant“, weiß Holzhofer. Sechs Wochen sind es noch bis zum Wahlsonntag. Im Rathaus hoffen Holzhofer, Klöck und Ortolf noch auf möglichst viele E-Mails in ihrem Postfach.