Am Sonntag herrschte noch Hochbetrieb auf der Uferpromenade: Viele Touristen und Einheimische waren an den See geströmt, um den schönen Herbsttag zu genießen – auch wenn es die Sonne nie so ganz durch den dichten Nebel schaffte. Seit gestern Morgen herrscht nun ein ganz anderes Bild auf Überlingens Aushängeschild: Ali Ayaydin von der Firma Storz reißt mit einem Bagger das Pflaster auf, Andreas Thiele unterstützt ihn mit der Schaufel. Touristen sind hingegen kaum noch zu sehen. Kein Wunder, schließlich ist die Promenade seit Montagfrüh von der Galerie "Fauler Pelz" bis zum Mantelhafen mit hohen Bauzäunen abgesperrt: Der erste Bauabschnitt für die Umgestaltung der Uferpromenade hat begonnen.

Hierfür wurden auch die Terrassen der anliegenden Restaurants mit Zäunen abgesperrt. Für Thomas Bieler ein untragbarer Zustand: "Noch vor den Herbstferien und bei diesem guten Wetter wird dem Restaurant Paganini sowie den übrigen Gaststättenbetreibern die Geschäftsgrundlage entzogen", schreibt er an die Redaktion und kündigt an: " Die Stadt wird nach Feststellung der Verluste verklagt." Bieler, der schon im vergangenen Jahr mit einer Klage gegen OB Jan Zeitler wegen angeblicher Parkhausphobie in Erscheinung getreten war, ist als Steuerberater für das Restaurant "Paganini" tätig. Sein Vorstoß war aber wohl nicht mit allen Betreibern abgestimmt. Konfrontiert mit der Ankündigung Bielers zeigt sich Geschäftsführer Salvatore Giorgi überrascht: "Wir wussten doch, dass die Baustelle kommt." Und weiter: "Es ist besser, sie fangen jetzt an und sind nächsten Jahr früher fertig." Zwar sei er nicht erfreut über die Baustelle, von einer Klage will er aber nichts wissen. 

Die Terrassen von "Café Walker" und "Paganini" sind mit Bauzäunen zur Promenade hin abgesperrt.
Die Terrassen von "Café Walker" und "Paganini" sind mit Bauzäunen zur Promenade hin abgesperrt.

Auch die Stadtverwaltung und die LGS GmbH, die die Promenadensanierung als Korrespondenzprojekt der Landesgartenschau realisiert, zeigen sich überrascht vom Vorwurf, zu früh mit den Arbeiten begonnen zu haben. "Wir haben grundsätzlich wenig Zeit für den Umbau der Uferpromenade und des Mantelhafens, da wir die gesamte Baustelle in den Herbst- und Wintermonaten abwickeln müssen. Denn das ist es ja, was wir wollen: Dass die Anlieger, vor allem die Gastronomen, so wenig Einbußen wie möglich haben", heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme. Einer möglichen Klage auf Erstattung der Umsatzeinbuße sehen Stadt und LGS GmbH gelassen entgegen: "Eine Rechtsgrundlage für eine Klage vermag ich nicht zu erkennen, daher habe ich keine Sorge, dass die Stadt hier in die Pflicht genommen werden könnte", sagt LGS-Geschäftsführer Roland Leitner.

In zwei Anliegergesprächen habe man die betroffenen Anwohner und Gastronomen im Vorfeld über die Baumaßnahmen informiert. "Dass eine Maßnahme dieses Umfangs nicht ganz ohne Reibungsverluste ablaufen kann, war allen bekannt. Wir sind allerdings auf sehr viel Verständnis gestoßen. Viele haben sich gefreut, dass die Uferpromenade ab Frühjahr 2018 noch attraktiver sein wird", heißt es in der Stellungnahme von Stadt und LGS GmbH.

Auch Panagiotidis Konstantinos hat an diesen Treffen teilgenommen. Beim Geschäftsführer des "Café Walker" überwiegt jedoch der Ärger über die Vorfreude. "Es wird ja nur der Belag ausgetauscht." Für Gäste sei es durch die Absperrung sehr schwierig, in die Restaurants zu kommen. Ursprünglich habe es geheißen, dass es zumindest einen Korridor für Fußgänger geben würde, das sei dann aber wieder gekippt worden. Beim "Walker" habe er zumindest das Glück, dass es auch einen Eingang von der Hofstatt aus gibt. Das benachbarte griechische Restaurant "Mykonos", das er ebenfalls betreibt, hat er wegen der Baustelle hingegen bereits geschlossen, "obwohl das Wetter noch so gut ist", wie er sagt. Auch er befürchtet nun durch ausbleibende Gäste größere Einbußen: "Wir leben vom See – und der ist nun ein halbes Jahr gesperrt."

Das ist geplant

Der erste Bauabschnitt der Promenadensanierung betrifft den Abschnitt zwischen "Fauler Pelz" und Mantelhafen. Durch die bauliche Verbindung mit dem Ufersammler sei der Gestaltungsspielraum eingeschränkt, schreibt die LGS GmbH. So müssten die Blumenbeete und die Betonsitzbänke, die Teil der Konstruktion sind, erhalten bleiben. Auch das Geländer bleibt bestehen. Geplant sind neue Langbänke entlang des Ufers sowie neue Laternen. Zudem wird die Promenade einen neuen Belag aus rotem Porphyr und grauem Granit erhalten. Die Promenade soll künftig barrierefrei begehbar sein. Die Arbeiten laufen voraussichtlich bis April.

Künftig WLAN auf der Promenade

Der Wunsch nach WLAN im öffentlichen Raum ist schon einige Jahre alt. Bis vor kurzem hatte die Stadtverwaltung in den Diskussionen um die Online-Tauglichkeit der Innenstadt meist auf die Risiken für den Anbieter bei Missbrauch des Netzes verwiesen. Inzwischen ist die Problematik der so genannten "Störerhaftung" für die Anbieter eines Zugangs durch eine gesetzliche Regelung vom Tisch. Zum anderen gibt es inzwischen verschiedene Lösungen für eine Integration von WLAN-Sendern in die Beleuchtung des öffentlichen Raums.

Umsetzen will die Stadt dies nun erstmals an der neue Uferpromenade zwischen Mantelhafen und Landungsplatz. Schon im Juli hatte das Büro Bartenbach aus Aldrans bei Innsbruck die Grundidee zur Beleuchtung des öffentlichen Raumes in der Innenstadt vorgestellt und für die Promenade einige neue Prinzipien aufgezeigt – darunter die Orientierung an den Gebäuden und eine gleichmäßigere Ausleuchtung ohne Blendwirkung. Das Beleuchtungskonzept wurde inzwischen für den Bereich der Promenadensanierung konkret weiterentwickelt, wie Helmut Köberlein vom städtischen Tiefbauamt dem Bauausschuss erläuterte, und die 22 Standorte wurden festgelegt. Zudem habe man sich mit dem unabhängigen Beratungsbüro auf zwei Modelle verschiedener Hersteller verständigt, die beide WLAN-tauglich seien, das heißt Sender für einen öffentlichen Internetzugang aufnehmen könnten.

Dies sei eine willkommene Alternative zu dem geplanten Angebot der Kur und Touristik (KuT). "Wir haben gesehen, dass das an dem Standort nicht funktionieren würde, wie es vorgesehen war", erklärte Köberlein. Deshalb habe man mit dem Stadtwerk und der KuT abgestimmt, wie man das Thema WLAN im Rahmen des Promenadenumbaus weiter verfolgen könne. Dazu wolle man die künftigen Leuchten an der Promenade nutzen. (hpw)