Bad Säckingen – Die klassische Malerei ist nicht aus der Mode gekommen – trotz Video-, Performance- und Objektkunst. Dies zeigt die aktuelle Ausstellung des Kunstvereins Hochrhein in der Villa Berberich in Bad Säckingen, deren Titel „Point of View“ programmatisch zu verstehen ist. Die Kunst, in diesem Fall die Arbeiten dreier Malerinnen, liegt im Auge des Betrachters. Jede der malerischen Positionen besticht durch den individuellen Blickwinkel, den eigenen Standpunkt der Künstlerinnen.

Lara Eckert, die aus Albbruck stammt und seit vier Jahren in Dachsberg lebt, hat bei einer Schülerin von Gerhard Richter studiert – und diese Schule scheint in Eckerts Porträts und Naturstudien deutlich durch. Die Künstlerin nimmt eigene Fotografien als Vorlagen und macht Ausschnitte von Gesichtern mit Konzentration auf die Augen: Im Wortsinn Augenblicke. Realistisch im Stil spielt Eckert in ihren Porträts mit Licht und Schatten, mit Schärfe und Unschärfe.

Sie hat einen fotografischen Blick, der, übertragen in die Malerei, von bezwingender Magie ist. Die Porträtierten haben dadurch etwas Träumerisches, Entrücktes, sind in einem Moment der Stille, der Versunkenheit gefangen. Ebenso präzise gemalt sind Eckerts Bilder von Schatten auf Hausfassaden in subtilen Grautönen, die ein bewegtes Muster werfen. Die Linien in den detailgenauen Naturdarstellungen von Blättern an Zweigen bilden Analogien zu den Falten in den Gesichtern.

Auf andere Art spielt Beate Köhne mit Licht. Die Bilder der Berliner Malerin sind geprägt von Luftigkeit, Leichtigkeit und einem Wirbel von Bewegung. Die Blätter und Blüten, die Motive am Wasser sind oft so weit aufgelöst, dass die Formen schon beinahe abstrakt anmuten. Durch das Schwebende, Flirrende und den dynamischen Malgestus bildet Köhnes Blätterdschungel einen schönen Gegenpol zur Ruhe und In-sich-Gekehrtheit von Eckerts Natur- und Menschenporträts.

Meditative Momente und endlose Weite strahlen die freien, imaginären Landschaften von Susanne Maurer aus. Ihre Arbeiten zeigen keine realen, sondern fiktive Naturorte. Es könnten Küsten sein, Landstriche am Meer, Hügel oder ein Binnensee, sie entstammen aber der reinen Fantasie. Hohe Himmel, oft in fluoreszierenden Farben, wölben sich in den Bildern über dem Horizont. Die Farben sind nicht der Natur abgeschaut, sondern entspringen einer Farbwahl, die bewusst künstlich wirkt. Alles ist überhöht, die Farben sind grell, Grün ist zu grün, Rot zu rot, Blau zu blau. Die Kompositionen der Malerin, die Landschaft im „Breitwandblick“ erfasst, changieren zwischen Naturassoziation und Ungegenständlichem.

Bei der gut besuchten Vernissage in der Villa Berberich in Bad Säckingen waren alle Stühle besetzt und das Publikum stand bis in den Vorraum. Frank van Veen vom Kunstverein Hochrhein spannte in seiner Einführungsrede einen weiten Bogen von der politischen Weltlage über die Wahrnehmung bis zur Ästhetik und Harmonie der drei Ausstellerinnen, deren Arbeiten er auf den Punkt brachte.