Es kann nicht beziffert werden, wie viele Zentner Waschmittel Hilda Moser in den vergangenen 42 Jahren in ihre Waschmaschine gefüllt hat oder wie viele Tonnen Trikots sie für Generationen von Spielern des FV Walbertsweiler-Rengetsweiler und bereits für den FC Walbertsweiler gewaschen hat. Wie viele Stufen stieg sie über die vielen Jahre mehrmals wöchentlich ins Dachgeschoss hinauf, um dort die Trikots zu trocknen?

Das Wäschweib

Für den Erfolg einer Fußballmannschaft sind nicht nur Spieler oder Trainer maßgeblich, sondern oft auch die Menschen, die oft unerkannt im Hintergrund wirken. Denn was nützt der beste Kicker auf dem Platz, wenn er ohne Trikot dasteht? Liebevoll und voller Hochachtung wird Hilda Moser im Verein als „Wäschweib“ bezeichnet.

16 bis 18 Hemden, Hosen und Stutzenpaare

Ein Trikotsatz für eine Mannschaft besteht aus jeweils 16 bis 18 Shirts, Hosen und Stutzenpaaren. Und dann nehme man diese Zahl mal drei, denn Hilda Moser hat die Trikots nicht nur für die Erste Mannschaft, sondern auch für die Zweite und die Dritte Mannschaft gewaschen. Nun hängte sie ihren „Job“ buchstäblich an die Leine und verkündete zum Jahresende 2023 ihren „Ruhestand“. So tatkräftig wie die Walbertsweilerin ist, präsentierte sie auch gleich eine patente Nachfolgerin. Ihre Enkelin Katrin tritt in die Fußstapfen der Oma und praktischerweise wohnt sie auch gleich in Nähe der Ständer-Arena.

Vorgängerin hing den Job nach Beinbruch an den Nagel

Zum „Wäschweib“ des Vereins ist Hilda Moser wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Sie berichtet, bei einem Fußballspiel des FC Walbertsweiler habe einst die bisherige Waschfrau, die Ehefrau eines Kickers, wütend über den Beinbruch ihres Mannes bei einem Spiel den Job an den Nagel gehängt. Da Hilda Moser schon damals bei Heimspielen in der ersten Zuschauerreihe stand, wurde diese kurzerhand gefragt. „Und wie man es halt so hat, man hatte nicht schon genug Arbeit und sagte Ja,“ erinnert sie sich und lacht. Die Familie ist seit jeher eng mit dem FC Walbertsweiler und dem FV Walbertsweiler-Rengetsweiler verbunden.

Strenges Regiment

Der Spieler, der bei Hilda Moser den Trikotkoffer für seine Mannschaft abholte, war auch wieder fürs Bringen zuständig. Bei Heimspielen musste der Koffer um 22 Uhr bei Hilda Moser sein. Um Energiekosten zu sparen, und den günstigen Nachtstromtarif zu nutzen, stellte die rührige Walbertsweilerin oft nachts die ersten Maschinen an und stand sogar auch in der Nacht auf, um sie erneut zu füllen. „Ich wusste ja, wie lange eine Waschmaschine braucht.“ Oft sei, wenn die Kicker den Trikotkoffer brachten, auch der Satz gefallen: “Ach Hilda, jetzt hätten wir auch noch Hunger.“ Und so verköstigte sie die Spieler bei der Kofferübergabe auch oft noch mit Weißbrot oder Dosenwurst. Später, als Hilda Moser Likör ansetzte, kamen die Kicker oft auch zu dritt oder viert, um die Trikots zu bringen, das Gläsle Holunder- oder Himbeerlikör gehörte zur Trikotübergabe dazu. Wie hoch der Verein und die Spieler Hilda Moser die jahrzehntelange Tätigkeit anrechnen, würdigten sie bei der letztjährigen Weihnachtsfeier, der Übername „Mutter vom FCW“ hängt ihr noch heute an.

Waschen allein reicht nicht

Zu den Aufgaben als Trikotwäscherin gehörte nicht nur das Waschen der Trikots. Sie mussten getrocknet werden, Löcher in den Stutzensocken gestopft werden oder gerissene Nähte, die bei den Zweikämpfen entstanden sind, geflickt werden. Die Trikots, Hosen und Stutzen mussten zusammengelegt und nach Rückennummern in den Koffer sortiert werden. In den Anfangszeiten bestanden die Trikots sogar noch aus Baumwolle und mussten bügelt werden. Im Sommer trocknete Hilda Moser die Trikots draußen im Garten an der Wäscheleine und im Winter auf dem Dachboden, wozu sie immer drei Etagen die Treppe hinaufsteigen musste. Einmal waren Trikots noch ein bisschen klamm und sie hatte diese zum schnelleren Trocknen auf einer Zeitung auf den noch warmen Holzherd gelegt. Da sind doch tatsächlich zwei Trikots verbrannt, schildert sie das Malheur.

Erziehungsarbeit bei den Nachwuchskickern

Auch ein Stück Erziehungsarbeit leistete Hilda Moser bei den Nachwuchskickern. Noch heute ist ihr ein Spieler, der über acht Jahre hinweg die Socken nicht ein einziges Mal falsch herum in den Koffer legte, in positiver Erinnerung geblieben. Doch es gab auch andere, die von Zuhause nicht kannten, die Wäsche nach dem Ausziehen auf Rechts zu ziehen. „Ja, ja, Hilda, wir wissen es“, habe es dann als Antwort gegeben. Konsequent wie die Mutter von fünf Kindern, Oma von acht Enkeln und Uroma von sechs Urenkeln ist, hat diese dann nach mehreren Ermahnungen fortan die Socken, die zum Waschen nicht auf Rechts zogen waren, einfach so gewaschen, wie sie gebracht wurden und dann mussten die Spieler die Socken beim Anziehen eigenhändig umdrehen.

Bis heute noch immer im Stadion

Noch heute ist Hilda Moser bei jedem Heimspiel auf dem Platz und feuert die Spieler von ihrem Lieblingsplatz in der ersten Reihe auf der Zuschauerterrasse mit ihrem Lieblingszitat: „Schiiiieß doch amol“ lautstark an.