Zwischen den dunklen Regenwolken strahlt die Sonne an diesem Vormittag auf das Konversionsgebiet. Es scheint fast so, als ob genau das alte Franzosen-Kino in der Friedhofstraße vom Licht eingefasst wird. Ein theatralischer Abschied.

Denn es ist ein Abschied für das Cinema-Gebäude, der bereits eingeläutet wurde. Das Haus ist entkernt, eine Wand fehlt bereits komplett. Der Abrissbagger ist an der Arbeit und zerlegt das frühere Kino in seine Bestandteile.

Das ganze Stadtgebiet verändert sich

Der Abriss ist dabei nicht nur außergewöhnlich, weil hier ein Stück Donaueschinger Geschichte für immer verschwindet, sondern auch, weil damit der Schlusspunkt für die vor etwa eineinhalb Jahren begonnenen Abbrucharbeiten gesetzt wird. Es ist das letzte Gebäude im Konversionsareal, das im Staub verschwindet. Die anderen sind bereits verschwunden – oder werden erhalten und saniert.

Die Vogelperspektive gibt einen Überblick über die Abrissarbeiten an der Friedhofstraße. Rund um das Gebäude sind die verschiedenen ...
Die Vogelperspektive gibt einen Überblick über die Abrissarbeiten an der Friedhofstraße. Rund um das Gebäude sind die verschiedenen Materialien des Gebäudes zu erkennen, die fein säuberlich getrennt werden. | Bild: Roger Müller

„Diese Maßnahmen sind prägend für die Stadt“, erklärt Oberbürgermeister Erik Pauly. Seit 2015 habe sich hier im Gebiet permanent etwas verändert. Das Cinema sei dabei besonders gewesen. Als Betrieb mit dem Guckloch sei es nach Abzug der Franzosen schließlich weitergelaufen, auch das Krone-Theater als kommerzieller Kino-Anbieter war mit an Bord. „Es hat auch die Tradition des Französischen in der Stadt weiter verkörpert.“

Gebäude nicht zu erhalten

Dem Cinema-Gebäude hätte auch ein anderes Schicksal zuteil werden können, dafür sei jedoch die Ausgangslage zu schlecht gewesen: „Wir haben gesagt, dass wir einen Erhalt des Gebäudes prüfen. Von der Bausubstanz her war es allerdings unterirdisch“, so der OB weiter.

Plötzlich wird das Heizen teuer

Und nicht nur das: „Das Gebäude wurde über Nahwärme-Leitungen beheizt. Die liefen durch andere Gebäude durch und mussten gekappt werden, als die schließlich abgerissen wurden“, erklärt Stadtbaumeister Christian Unkel. Und wie wurde dann das Cinema beheizt? Das funktionierte als Zwischenlösung per Stromheizung: „Der Gucklochverein hat ja eine symbolische Pacht bezahlt. Die Nebenkosten durch die Stromheizung waren dann aber plötzlich sehr hoch“, so Unkel weiter. Kein einfaches Unterfangen für den Verein.

Dieser Anblick ist jetzt Vergangenheit. Blick auf das Cinema-Gebäude im Winter 2019.
Dieser Anblick ist jetzt Vergangenheit. Blick auf das Cinema-Gebäude im Winter 2019. | Bild: Simon, Guy

„Sicher wäre ein Kino auch im neuen Gebiet schön gewesen, aber das Gebäude war in einem nicht erhaltenswerten Zustand – und die Sanierung wäre wie ein Neubau gewesen“, erklärt Unkel. Diese Kosten hätte man dann später auch in die Miete für einen zukünftigen Nutzer umsetzen müssen. „Das hätte vermutlich kein Verein bezahlt“, sagt der Stadtbaumeister.

Der letzte Abriss auf dem Konversionsgebiet ist gestartet. Elias Thoma (von links), OB Erik Pauly, Stadtbaumeister Christian Unkel, ...
Der letzte Abriss auf dem Konversionsgebiet ist gestartet. Elias Thoma (von links), OB Erik Pauly, Stadtbaumeister Christian Unkel, Michael Messner vom Abbruchunternehmen Geiger und Denise Honer von Breinlinger Ingenieure verschaffen sich einen Überblick der Arbeiten. | Bild: Simon, Guy

Und schließlich stand das Gebäude der Gesamt-Entwicklung des Areals im Weg. Das gehörte der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und es im Falle eines Erhalts wäre eine Nachzahlung fällig gewesen.

Suche nach neuen Räumen

Nicht ganz einfach war die Situation indes für die Mitglieder des Guckloch-Vereins. Als klar war, dass das Cinema-Gebäude abgerissen wird, mussten sie nach neuen passenden Räumen suchen. Viele Immobilien wurden angeschaut, auch eine Kooperation mit der Bundeswehr angedacht. Schließlich wurde man jedoch fündig und der Mietvertrag mit der Stadt konnte vorher beendet werden.

Während eines der letzten alten Gebäude verschwindet, entsteht im Hintergrund die neue Donaueschinger Realschule.
Während eines der letzten alten Gebäude verschwindet, entsteht im Hintergrund die neue Donaueschinger Realschule. | Bild: Roger Müller

Man habe intensiv nach Ersatz gesucht und schließlich sei man auch fündig geworden. Und zwar im Gebäude neben den Donauhallen, in dem sich etwa auch das Umweltbüro des Gemeindeverwaltungsverbandes befindet. „Aus Sicht der Stadt ist es schade, aber wir haben weiter die Erinnerung an das alte Kino“, sagt Pauly.

Die Erinnerung lebt weiter

Denn wie bei einer Art Organspende sind Teile des alten nun auch im neuen Kino integriert. Teile der Technik, Kinosessel und auch das Schild mit dem Cinema-Schriftzug haben in den neuen Räumen eine neue Heimat gefunden.

Der Schriftzug vom alten Cinema hat in den neuen Guckloch-Räumen seine Heimat gefunden.
Der Schriftzug vom alten Cinema hat in den neuen Guckloch-Räumen seine Heimat gefunden. | Bild: Fröhlich, Jens

Im Dezember 2023 lief die letzte Vorstellung im Cinema, im März öffnete sich der erste Vorhang in den neuen Räumen. Die wurden vom Guckloch-Verein mit viel Eigenarbeit hergerichtet und in ein Kino verwandelt.

Der Bagger bei der Arbeit Video: Simon, Guy

Zwei Wochen werde der Abriss dauern, erläutert Michael Messner von der mit den Abbrucharbeiten betrauten Firma Geiger. Dabei werden die verschiedenen Elemente des Gebäudes fein säuberlich getrennt und wenn möglich auch wiederverwertet. So werde etwa Holz für Blockheizkraftwerke genutzt, anderes Material komme zur Zement-Industrie.

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Und während das alte Cinema verschwindet, entsteht einige Meter davon entfernt die neue Donaueschinger Realschule. Etwas entfernt von der Zufahrt steht auch noch ein kleines Stromhäuschen, das aktuell die neue Realschule mit Elektrizität versorgt. Wenn alles fertig ist, soll auch das noch verschwinden.