Wie geht es voran mit der Digitalisierung im Landratsamt? Nicht zufriedenstellend, finden die Kreisräte. Das liege allerdings nicht alleine am Amt. Matthias Kreutzer, Leiter des Amtes für Digitalisierung, erklärte im Ausschuss für Verwaltung, Wirtschaft und Gesundheit, die verschiedenen Gründe.

Zum einen habe der russische Angriffskrieg die Digitalisierung der Kreisverwaltung verlangsamt, zum anderen gelte es, unglaubliche Herausforderungen zu bewältigen. „Wir haben so viele Abhängigkeiten auf Landesebene und von Herstellern“, erklärte Kreutzer, dem die Digitalisierung ebenfalls zu langsam gehe. Doch alle Schritte seien nur mit einem erheblichen Aufwand realisierbar, versuchte er am Beispiel der Online-Eingliederung eines Sozialamtes zu erklären.

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Viele Fallstricke behindern die Arbeit

Dafür stehe nur eine Anwendung aus Niedersachsen zur Verfügung, die in dieser Form nicht beim Landratsamt Schwarzwald-Baar verarbeitet werden könne. Man könne zwar ein neues Modell entwickeln, aber nur mit erheblichem Aufwand an Personal und Zeit. Außerdem hätten beispielsweise nur sehr wenige Bezieher von Eingliederungshilfe ihre Personalausweise online freigeschaltet.

Ein Offizier sorgt für mehr Sicherheit

Immerhin werde zum 1. Mai ein Sicherheitsoffizier eingestellt, der unter anderem vor Hackern schützen und mehr IT-Sicherheit gewährleisten soll. In Zusammenarbeit mit der Stadt Villingen-Schwenningen wurde ein Chatbot eingerichtet und auf die Homepage gestellt. Es gebe eigentlich bereits eine hohe Anzahl an Nutzern des digitalen Posteinganges, mit dem ein wichtiger Meilenstein erreicht worden sei. Es ist möglich, digital Anträge zu stellen, zum Beispiel bei der KfZ-Zulassungsstelle.

Matthias Kreutzer (dritter von links) und Selina Sander sprechen bei der Sitzung des Kreisausschusses über Digitalisierung. Von links ...
Matthias Kreutzer (dritter von links) und Selina Sander sprechen bei der Sitzung des Kreisausschusses über Digitalisierung. Von links außerdem Martin Seuffert, Sven Hinterseh und Boris Schmid.

Wo sind die messbaren Erfolge?

„Messbare Erfolge“ vermisste Bürgermeister Michael Schmid (CDU) im Bericht. „Wir haben die Erwartung, dass es schneller und besser geht“, sagte er. Landrat Sven Hinterseh versprach, die Erfolge für den nächsten Bericht aufzulisten. Ursula Roth-Ziefle (Grüne) möchte, dass nicht nur die Verwaltung einen Vorteil von der Digitalisierung habe, dies müsse auch bei den Mitarbeitern ankommen. Allerdings meinte sie, dass man das Rad nicht „neu erfinden“ müsse.

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Walter Klumpp fragte, was bei den Bürgern ankomme. Dem einzelnen müsse klar sein, welche Leistungen er digital abrufen könne. Immerhin 60 Mitarbeiter fehlten beim Landratsamt, sagte Klumpp. Künstliche Intelligenz und Digitalisierung könnten vielleicht helfen. Gegen Cyberattacken, so antwortete Kreutzer auf eine Frage von Klumpp, sei das Landratsamt mit dem neuen Sicherheitsoffizier gewappnet.

Bürger darf nicht verzweifeln

Für Oliver Freischlader (SPD) ist die Messbarkeit der Digitalisierung wichtig. Außerdem habe er die Anwender im Blick. „Wir sollten nichts für die Bürger bereitstellen, wo sie hinterher daran verzweifeln.“ „Maximal unzufrieden“ ist der FDP-Landtagsabegeordnete Nico Reith mit dem Stand der Digitalisierung, wobei er aber eigentlich nicht das Landratsamt mit seiner Kritik meine. „Wenn wir vorwärtskommen wollen, müssen wir Tempo machen“, so Reith, der fragte, ob die digitalen Angebote barrierefrei seien.

Digitale Analphabeten

Landrat Sven Hinterseh meinte, dass perspektivisch die Digitalisierung beim Zweckverband Breitband angesiedelt werden müsse. Die Überalterung der Gesellschaft als Hindernis der Digitalisierung brachte Armin Schott (Grüne) ins Gespräch: „Ich kenne einige Kollegen, die sind wie digitale Analphabeten. Es gibt diese Menschen. Ich war auch erstaunt, wie viele keine E-Mail-Adresse haben“, sagte er und meinte, die Schnittstelle zwischen der digitalen und der analogen Welt werde immer größer.

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