Bosch will Arbeitsplätze abbauen, Continental ebenfalls und ZF sogar Werke schließen: düstere Wolken am Horizont der Autoindustrie und ihrer Zulieferer. Doch wie sieht die Lage bei den Betrieben in der Region aus? Vor allem bei der Kurzarbeit? Überraschend positiv, wie der Erste Bevollmächtigte der IG Metall, Thomas Bleile, auf Anfrage mitteilt.

Kurzarbeit ist ein probates Mittel, um die Mitarbeiter trotz schlechter Auftragslage zu halten. Die wird allerdings momentan noch eher wenig im Schwarzwald-Baar-Kreis angewendet, zumindest im Bereich der größeren, tarifgebundenen Metallbetriebe.

Nach einem Treffen mit den örtlichen Betriebsräten sei Kurzarbeit bei diesen Unternehmen noch „kein Thema“, berichtet Bleile.

Kendrion im Bereich „Industrial Brakes“ in Kurzarbeit

Ausnahme: Kendrion in Villingen. Hier befinden sich im Bereich „Industrial Brakes“, in dem Industriebremsen entwickelt und produziert werden. Die Sparte habe sich bereits in Kurzarbeit befunden und tue dies weiterhin, sagt Bleile.

In der Umstrukturierung

Kendrion selbst gibt keine Auskunft darüber, wie viele Mitarbeiter in Kurzarbeit sind und wie lange sie voraussichtlich noch andauert. „Aktuell findet in unserem Bereich eine Umstrukturierung statt“, erklärt eine Sprecherin. Der neue Geschäftsführer werde erst Mitte Februar wieder im Haus sein, da er derzeit auf Geschäftsreise sei. „Daher können wir dazu keine Stellung nehmen“, heißt es abschließend.

Ansonsten sieht die Situation zumindest aktuell „besser als gedacht“ aus, führt der IG Metall-Mann aus. Selbst beim Villinger Werk von Continental, das ebenfalls vor einer Umstrukturierung steht, sei die „Auftragslage sehr gut“, berichtet Bleile.

Andere große Unternehmen, wie IMS Gear in Donaueschingen, Villingen und Eisenbach, „plant derzeit nicht mit Kurzarbeit“, bestätigt ein Sprecher. Auch Waldmann in Schwenningen ist nicht betroffen.

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Der IG Metall-Bevollmächtigte geht davon aus, dass die möglicherweise noch aus dem vergangenen Jahr bestehenden Auftragsbestände hoch und noch nicht abgebaut sind. „Da musste noch niemand die Reißleine ziehe.“ Das freue ihn, etwas ratlos sei er dennoch: „Um uns herum ist Flaute“, nur hier nicht. Das könne sich allerdings auch schnell ändern.

Kurzarbeit nimmt grundsätzlich zu

Die konjunkturelle Großwetterlage sieht jedenfalls eher bedenklich aus. Seit August vergangenen Jahres steige die Zahl der Anzeigen für geplante konjunkturelle Kurzarbeit im Agenturbezirk Rottweil/Schwarzwald-Baar, berichtet auf Anfrage die Sprecherin der Bundesagentur Arbeit, Elena Niggemann.

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Bis zum Jahresende sei der Trend nach oben gegangen. Die meisten Meldungen stammen aktuell von Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe, der Herstellung von Metallerzeugnissen, von elektrischen Ausrüstungen und dem Maschinenbau.

Im Dezember 757 Mitarbeiter in Kurzarbeit

Im September 2023 haben im Schwarzwald-Baar-Kreis elf Firmen mit 163 Mitarbeitern Kurzarbeit angemeldet, im Dezember waren es schon 38 Unternehmen mit 757 Mitarbeitern.