Wer derzeit Olivenöl kauft, schaut schon mal ungläubig auf die hohen Preise, die am Regal stehen. Dem Statistischen Bundesamt zufolge sind diese mehr als doppelt so hoch als im Vorjahr, im Schnitt liegen sie um 54 Prozent über denen von 2023.

Warum ist Olivenöl so teuer geworden?

Mit der allgemeinen, inflationsbedingten Teuerung allein lässt sich der Preisanstieg nicht erklären. Lebensmittel kostet im April laut Statistischem Bundesamt im Schnitt 17,2 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die Preise für Sonnenblumenöl, Rapsöl und ähnliche Öle sind im April 2024 im Vergleich zum Vorjahres­monat sogar um 21,7 Prozent gesunken.

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Der Stiftung Warentest zufolge hängen die hohen Olivenölpreise mit dem Klimawandel zusammen. Häufige Dürren setzen den an sich sehr genügsamen Olivenbäumen in den Mittelmeerländern zu, in Folge tragen sie weniger und minderwertigere Früchte als früher. Hinzu kommen Waldbrände. Die EU-Kommission gibt an, dass vor zwei Jahren noch 35 Prozent mehr Olivenöl hergestellt wurde als dies aktuell der Fall ist.

Auch in Nicht-EU-Ländern wie der Türkei oder Syrien sinkt die Produktionsmenge. Und Olivenöl war schon immer ein vergleichsweise teures Öl: „Der Anbau und die Ernte sind viel aufwändiger als bei anderen Ölen“, sagt Peter Grimm, Ernährungswissenschaftler und einer der Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Ernährung

Leidet unter der geringeren Produktionsmenge auch die Qualität?

Ja. Die Stiftung Warentest prüft regelmäßig Olivenöle und stellt dabei fest: die Auswahl an guten Ölen schrumpft – und das bei deutlich gestiegenen Preisen. Nur noch vier von 23 getesteten Ölen schneiden einem aktuellen Test zufolge noch gut ab. Die genauen Ergebnisse für einzelne Produkte finden sich bei der Stiftung Warentest.

Lohnt es sich da überhaupt noch, Olivenöl zu kaufen?

Olivenöl hat den Ruf, sehr gesund zu sein. „Man muss das aber im Zusammenhang mit der gesamten mediterranen Ernährung sehen“, sagt Sabine Holzäpfel, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Entscheidend dabei sei auch, dass viel Gemüse, Hülsenfrüchte und Fisch gegessen werde sowie wenig Fleisch.

Auch Peter Grimm würde Olivenöl nicht in erster Linie unter Gesundheitsaspekten sehen: „Olivenöl hat was mit Geschmack, einem Lebensstil, mit bestimmten Gerichten zu tun, nicht primär mit Gesundheit. Wer die Chips und die Hamburger mit Olivenöl zubereitet lebt auch nicht gesünder“, so Grimm.

Man kann also auf teures Olivenöl verzichten – wenn man den charakteristischen Geschmack gerade bei Salaten nicht vermisst und es durch ein anderes Öl mit ähnlich gesunden Inhaltsstoffen ersetzt ist das den Experten zufolge kein Problem.

Worauf kommt es an, wenn man ein Öl nach gesundheitlichen Aspekten aussucht?

In Speiseölen sind gesättigte, einfach ungesättigte und mehrfach ungesättigte Fettsäuren in unterschiedlichen Mengen enthalten. Je nach Zusammensetzung haben die Öle unterschiedliche Effekte auf den Körper. „Deshalb ist es ohnehin sinnvoll, verschiedene Öle zu verwenden“, sagt Sabine Holzäpfel.

Von der ernährungsphysiologischen Zusammensetzung, bei der es vor allem um den enthaltenen Anteil an ungesättigten Fettsäuren geht, kommt Rapsöl Olivenöl am nächsten. Es ist also eine Alternative.

Was hat es mit den Fettsäuren auf sich?

Gesättigte Fettsäuren kann der Körper selbst herstellen. Im Übermaß können sie den Cholesterinspiegel erhöhen – und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein Fett mit vielen gesättigten Fettsäuren kann man gut erkennen: Es ist in der Regel bei Zimmertemperatur fest und schmilzt, wenn es warm wird. Der Gehalt an gesättigten Fettsäuren muss auf dem Etikett stehen. „Mehr als 20 Prozent sollte es idealerweise nicht sein“, rät die Stiftung Warentest.

Einfach ungesättigte Fettsäuren in Olivenöl sind gut für den Cholesterinspiegel.
Einfach ungesättigte Fettsäuren in Olivenöl sind gut für den Cholesterinspiegel. | Bild: dpa

„Fette mit vielen ungesättigten Fettsäuren sind flüssig, also Öle“, sagt der Ernährungswissenschaftler Peter Grimm. Einfach ungesättigte Fettsäuren, zum Beispiel in Olivenöl, sind gut für den Cholesterinspiegel und die Vitaminaufnahme im Körper. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren braucht der Körper für gesunde Zellwände, das Gehirn und einen gesunden Blutdruck.

Man unterscheidet Omega-6-Fettsäuren (Sonnenblumenöl) und Omega-3-Fettsäuren (Leinöl, Rapsöl). Letztere sind besonders gesund: Sie regulieren die Blutfettwerte, verbessern die Fließeigenschaften des Blutes und wirken entzündungshemmend

Wie sinnvoll ist es überhaupt, mit Olivenöl zu kochen?

Nicht jedes Öl eignet sich dazu, stark erhitzt zu werden. Das hängt mit dem so genannten Rauchpunkt zusammen. Ist dieser erreicht, fängt es an zu qualmen und zu riechen. Dann haben sich Bestandteile des Öls zersetzt und es entstehen sogar gesundheitlich bedenkliche Substanzen. Bei kalt gepressten oder nativen Ölen passiert das bei geringeren Temperaturen als bei raffinierten Ölen.

Was hat es mit den Begriffen kalt gepresst, nativ oder raffiniert auf sich?

Sie verraten, wie das Öl hergestellt wurde. Für die raffinierten Öle werden die Ölfrüchte meist heiß gepresst und anschließend mit Lösemittel extrahiert, erklärt die Stiftung Warentest. Beim anschließenden Reinigen, dem Raffinieren, geht aber der Geschmack der Früchte sowie die Farbe verloren.

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Bei kalt gepresstem, beziehungsweise nativem Öl werden die Früchte gepresst oder zentrifugiert, um das Öl zu gewinnen – aber nicht erhitzt. Manchmal werden die Früchte der Stiftung Warentest zufolge aber vorab unter heißem Wasserdampf behandelt. Steht der Begriff „natives Öl“ auf der Verpackung, darf dieses Verfahren jedoch nicht eingesetzt werden. Diese Öle werden nicht gereinigt, sie enthalten noch Pflanzenbestandteile. Das bewirkt den typischen Geschmack nach den jeweiligen Früchten – so wie das typischerweise bei Olivenöl der Fall ist.

Wer darauf gerade bei Salaten nicht verzichten möchte, dem empfiehlt Sabine Holzäpfel die Vorteile von Bio-Produkten zu nutzen, wegen der geringeren Schadstoffgehalte. „Und jetzt wo die Preise ohnehin so hoch sind, gibt es oft gar keinen Unterschied mehr zu den Bioprodukten und manche sind sogar günstiger“, so Holzäpfel.