„Zu den Gesprächsterminen mit FlyV“, heißt es auf einem Schild am Eingang des Bodensee-Airports. Ein Pfeil lotst in Richtung des Konferenzraums. Tomislav Lang, der Gründer des Stuttgarter Start-ups, ist anlässlich der Luftfahrtmesse Aero an den Bodensee gekommen, am Häfler Flughafen führt er zudem Gespräche mit Unternehmen und Vertretern des Flughafens. Um was geht es dabei?

Positive Signale aus Friedrichshafen

Schon seit geraumer Zeit tüftelt der Gründer an neuen Ideen für die Luftfahrt. Gemeinsam mit seinem Co-Geschäftsführer Anton Lutz setzt er auf flexible Flugpläne für den Regionalflugverkehr. Auch der Bodensee-Airport gehört zu den Flughäfen, die das Start-up auf seiner Firmen-Homepage nennt. Positive Signale aus Friedrichshafen habe es bereits vor einem Jahr gegeben, inzwischen würden die Pläne konkreter, sagt Gründer Tomislav Lang dem SÜDKURIER.

Seit Lufthansa die Strecke Friedrichshafen – Frankfurt Anfang April für mindestens ein Jahr aus dem Programm genommen hat, gibt es am Bodensee-Airport keine innerdeutschen Verbindungen mehr. Große Hoffnungen hatte man in Friedrichshafen auf die SkyAlps gesetzt. Die Regionalfluggesellschaft aus Bozen hatte zusammen mit dem Flughafen geprüft, ob sie die Strecke übergangsweise übernehmen kann. Doch daraus wurde nichts. Insbesondere der Wirtschaft fehlt daher eine wichtige Anbindung. Könnte das Angebot von FlyV die Lösung sein?

Wird FlyV künftig auch am Bodensee-Airport starten? Die Gespräche dazu laufen.
Wird FlyV künftig auch am Bodensee-Airport starten? Die Gespräche dazu laufen. | Bild: Fabiane Wieland

Tomislav Lang sieht in seinem Konzept keine Konkurrenz zu den großen Airlines. Vielmehr sei es eine Erweiterung. Das Start-up will zunächst mit kleinen Maschinen für neun Passagiere Flughäfen in Regionen ansteuern, die schlecht angebunden sind. In Friedrichshafen und der Bodenseeregion sieht er ein großes Potenzial. „Hier gibt es eine starke Wirtschaft und einen Flughafen, aber insgesamt eine unzureichende Verkehrsinfrastruktur“, sagt der Gründer.

Kein fester Flugplan

Jeden Tag werde der Flugplan von FlyV anders aussehen, denn dieser werde vom Kunde vorgegeben. Und so soll das funktionieren: Über eine App können Kunden Start- und Zielpunkt eingeben sowie ein Datum wählen. „Darüber hinaus gibt man die First und Last Minute ein, also den Zeitrahmen für die früheste Abflugzeit sowie die spätest mögliche Ankunft am Zielort“, erläutert Lang. Ein Algorithmus prüfe dann die Optionen. In der Handhabung erinnert die Anwendung beispielsweise an den Fahrdienst Uber.

Der Bedarf der Kunden soll laut Tomislav Lang so gebündelt werden, dass diese ihre Ziele im vorgegebenen Zeitfenster erreichen und die Maschinen bestmöglich ausgelastet sind. Auch Zwischenlandungen sind möglich. Welche Regionalflughäfen an welchen Tagen angeflogen werden, hängt also von den Wünschen der Kunden ab, führt der Gründer weiter aus. Die regionalen Märkte in der Luftfahrt seien dünn, daher müssten Flugpläne heute flexibel gestaltet werden. „Wir legen die Airline quasi den Kunden in die Hand“, betont er.

Mit Maschinen wie dieser will FlyV die Kunden von A nach B bringen. Ein Flugzeug von Tecnam war kürzlich bei der Aero in Friedrichshafen ...
Mit Maschinen wie dieser will FlyV die Kunden von A nach B bringen. Ein Flugzeug von Tecnam war kürzlich bei der Aero in Friedrichshafen zu sehen. | Bild: Felix Kästle/Messe Friedrichshafen

Die Verbindung verschiedener Regionalflughäfen mit neunsitzigen Maschinen soll dabei nur der Anfang sein. Die Flotte soll nach und nach weiter ausgebaut werden, immer mehr Regionalflughäfen sollen angesteuert werden, abhängig davon, welche Ziele für die Kunden relevant sind. „Die Kunden bestimmen, wohin geflogen wird“, sagt der Unternehmer und nennt ein Beispiel: „Nehmen wir die Strecke Friedrichshafen – Braunschweig: mit dem Auto oder der Bahn ist man sieben/acht Stunden unterwegs. Wir wollen das in 50 Minuten schaffen“, so der Unternehmer.

Wer kann sich das leisten?

Ein Flug in einer neunsitzigen Maschine, das klingt nach hohen Kosten. Tomislav Lang gibt je nach Ziel und Flexibilität einen Preis zwischen 80 und 500 Euro an. „Da wird es einen Unterschied machen, ob jemand ein Zeitfenster beispielsweise von 15 bis 21 Uhr für seine Ankunft eingibt oder der Kunde eine fixe Uhrzeit wählt.“ Auch die Option für Zwischenstopps hat Einfluss auf den Preis. „Je flexibler die Kunden hier sind, desto günstiger der Preis“, sagt Lang.

Aktuell prüfe man gemeinsam mit der Industrie vor Ort, welche Ziele für sie Priorität hat. Nach und nach sei dann der Ausbau des Netzes angedacht. „Der Plan war es, 2025 mit den ersten Flügen zu starten“, betont Lang. Aktuell sei aber auch ein früherer Startzeitpunkt denkbar. Der Fokus liege zunächst vorwiegend auf Businesskunden und Unternehmen, deren Mitarbeiter zu verschiedenen Zielen reisen müssen. Für sie bedeute ein flexibles Flugangebot eine erhebliche Zeit- und damit auch Kostenersparnis. Doch auch Privatkunden will man mittel- und langfristig gewinnen.

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Flughafensprecher Bernd Behrend bestätigt auf Anfrage, dass man mit FlyV in engem Austausch sei. In erster Linie sehe man sich als Vermittler zwischen FlyV und den hiesigen Unternehmen. „Damit sich diese darüber austauschen können, wo momentan der größte Bedarf besteht“, sagt Behrend und ergänzt. „Die beiden Gründer haben den Standort mal so schön die Beauty am Bodensee genannt, die aber ansonsten so weit weg von allem liegt – das trifft es ganz gut.“

Flughafensprecher Bernd Behrend
Flughafensprecher Bernd Behrend | Bild: Lena Reiner

Martin Buck ist Vorsitzender des Fördervereins Flughafen Friedrichshafen und Chef des Unternehmens ifm. Er freue sich, dass „ FlyV seine Dienste für perspektivisch nachhaltigen Regionalflugverkehr ab Friedrichshafen“ aufnehmen will. Das Start-up plane in einem neuen Ansatz die Bündelung von Flugnachfrage zu flexiblen Zeiten und Orten, auch zu kleineren Zielen mit geringerer Nachfrage. „Das angedachte Konzept ähnelt einer Mitflugzentrale. Ich sehe gute Chancen darin, dass insbesondere die Industrie ihre Bedarfe für Reisen innerhalb Deutschlands bündeln kann und ein neues Kapitel in der Luftfahrtgeschichte aufgeschlagen wird.“