Eschbach – Es regnete fast ununterbrochen. Aber davon lassen sich die „Handwerker“, die dabei sind, im Liederbachtal ein kleines „Baumwerk“ aus Weidenruten aufzurichten, nicht beeindrucken. Ein Baumwerk? Ja, ein kleines Kunstwerk aus Weidenruten, die zum größten Teil von den Weiden am Bachufer abgeerntet wurden. Initiator war die Nachwuchsgruppe des BUND, die „BUND-Spechte“ der Ortsgruppe Waldshut-Tiengen. Der Realisierung voraus ging der Wunsch, dem BUND-Nachwuchs einen Ort der Begegnung, ein „grünes Klassenzimmer“ zu bieten, da sich die Kombination aus frischer Luft und dem Geraschel der Weidenzweige nachweislich stimulierend auf die Lust zum Lernen auswirke. Unterstützt wurde das Projekt von der Stoll-Vita-Stiftung, die finanzielle Mittel beisteuerte.

Bei den Arbeiten waren viele Helfer vor Ort, wobei die Leiterin der Spechte, Marlene Linz, mit gutem Beispiel voranging. Der Entwurf selbst stammte von den beiden Aktionskünstlerinnen „Anna & Peedy“, Anna Kalberer und Peedy Evacic. Angedacht war von Anfang an ein soziales Projekt in freier Natur, hauptsächlich für Kinder. Der BUND hat hier schon seit Jahren einen geschlossenen Bauwagen stehen, um Werkzeug zu lagern und für den Notfall ein Dach über den Kopf zu haben. Aber sich in einem lebenden Weidengehäuse treffen zu können, hätte natürlich einen ganz anderen Stellenwert, so Marlene Linz, „das kann sich lernstimulierend auswirken“.

Bei der Planung habe man sich von Bildern aus einem Weidenbaubuch von Marcel Kalberer und Micky Reman inspirieren lassen, sagte sie. Das runde Bauwerk hat einen Durchmesser von fünf Metern und eine maximale Höhe von vier Metern. Vorerst stünde nur der „Rohbau“. Aber die Weiden würden bald Wurzeln schlagen und dann bekäme das Bauwerk schnell ein grünes Kleid, „rundherum wird alles grün“. Ein weiteres Ziel sei, den Innenraum gemütlich zu gestalten, einen Tisch und Sitzmöbel aufzustellen.

Und wie lange hält das Ganze? Die ältesten Bauwerke dieser Art wurden bereits 1999 in Auerstedt bei Weimar errichtet. Andere Weidenbauten wurden bestuhlt und als Kapelle genutzt, auch für spezielle Anlässe, Hochzeiten, Taufen, Andachten und Gesprächsrunden. Aber da sei auch noch ein anderer Aspekt wichtig: „Wir wollen das Interesse an unserer Gruppe wecken, die Freude an der Natur und das Bewusstsein, wie wichtig es ist, die Natur zu erhalten und sich für ihren Schutz einzusetzen“.

Daneben sei es auch wichtig, die Weidenbestände im Liederbachtal zu erhalten, auch in Sinne die Biodiversität. „In der hektisch gewordenen Welt wird es immer wichtiger, Naturerlebnisse zu haben und dabei praktische Erkenntnisse zu erwerben, mit Werkzeugen und Naturmaterialien umzugehen und dabei auch mal dem Wetter zu trotzen“. Die Gruppe selbst arbeitet seit Tagen, übers Wochenende und auch bei Regenwetter. Bisher hat der Weidenbau noch keine definitiven Namen, „darüber sollen die Kinder abstimmen“.

Dann gesellte sich auch Hans Jürgen Bannasch dazu, der Initiator des Biotops im Liederbachtal. Er freue sich über die geleistete Arbeit, aber es gäbe noch viel zu tun. „Die Grasnarbe muss entfernt werden und der Untergrund muss befestigt werden.“ Aber erst müsse abgewartet werden, wie die Weiden mit ihren Wurzeln die Bodenbeschaffenheit verändern. Dann gäbe es noch ein spezielles Problem: Der Weidenbau müsse vor dem Biber geschützt werden, der seit Jahren im Tal sein Unwesen treibe und bereits viele Schäden angerichtet habe. Da bliebe wohl nichts anderes übrig als rundum einen Drahtzaun, eingefasst mit Weidenruten, anzulegen.