Noch läuft der Countdown auf der provisorischen Homepage herunter und zählt die Sekunden bis zur Eröffnung des Wirtshauses „Zum faulen Pelz“ an der Überlinger Seepromenade. In allerbester Lage. „A bisserl dauert‘s noch“, verkündet der Internetauftritt in mutmaßlichem Bairisch. So erfährt man, dass der erste Bayerische Biergarten in der Stadt am Gründonnerstag um 11.30 Uhr seine Pforten öffnet. Und das an einem Platz, der ebenso traditionsreich wie vorbelastet ist, im Faulen Pelz und dem daneben gelegenen Roten Löwen.

Neuer Pächter ist Gastro-Unternehmer

Laut Impressum der Homepage, das in den letzten Tagen zeitweise schon online war, ist Konstantinos Panagiotidis neuer Pächter. Er ist ein in der Stadt und darüber hinaus bekannter Gastronomie-Unternehmer, der an der Überlinger Seepromenade mit seinen zwei Betriebsgesellschaften auch das direkt neben dem neuen Wirtshaus gelegene Café Walker, das Mykonos und das La Vita betreibt. Trotz mehrfacher Versuche war er für den SÜDKURIER nicht zu erreichen.

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So müssen momentan noch einige Fragen offen bleiben. Hat er den bayerischen Ansatz gewählt, damit Gäste möglichst keine Verbindungen zur früher an derselben Adresse Hofstatt 2 bis 4 beheimateten Ristorante Paganini herstellen? Denn dieser Italiener hatte sich nicht nur auf der Bewertungsplattform Tripadvisor über Jahre einen grottenschlechten Ruf erarbeitet, sondern kam dann durch eine Anti-Mafia-Razzia in die internationalen Schlagzeilen. Innerhalb einer europaweiten Polizeiaktion rückten am 5. Mai 2021 rund 50 Beamte in zehn Mannschaftswagen an und durchsuchten den Gebäudekomplex zwischen Landungsplatz und Hofstatt.

Vorläufer mit schlechten Bewertungen

Die zwischen 2011 und 2021 abgegebenen Online-Bewertungen für das Paganini bei Tripadvisor weisen einen Durchschnitt von 2,5 von 5 aus, und platzieren das Lokal als Nummer 65 von 66 Restaurants im Überlingen. Die große Mehrzahl der Gäste war sich auch einig, dass Speisen und Getränke viel zu teuer waren.

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Offensichtlich sollen die künftigen Gäste im Wirtshaus Zum faulen Pelz das Gegenteil des früheren Touristennepps erleben: Am Montag waren die Internetseiten zu Speise- und Getränkekarten vorübergehend zugänglich, auf ihr wird eine größere Auswahl an „authentischen bayrischen Spezialitäten“ versprochen, zubereitet „mit Liebe zum Detail und handwerklicher Perfektion“. Als Mittagstisch werden Schweinekrustenbraten in Dunkelbiersoße mit Kartoffelsalat für 16,90 Euro genannt. Oder ein „Zum faulen Pelz Burger“ (Leberkäs, Sauerkraut und Spiegelei) mit Pommes ebenfalls für 16,90 Euro. Das wären an einem der schönsten Plätze der Seepromenade tatsächlich zivile Preise. Dazu gibt es auch bayerisches Bier, im Angebot sind laut Homepage neben Fürstenberg aus Donaueschingen die Münchner Traditionsmarken Paulaner und Hacker-Pschorr.

Es soll ein neues Kapitel beginnen

Auch die übrige Werbung auf der Internetseite klingt, als ob im Faulen Pelz und dem Roten Löwen eine neue Zeit einkehren soll: „Genießen Sie bayrische Gastlichkeit inmitten einer malerischen Kulisse und lassen Sie sich von uns verwöhnen. Ob mit Familie, Freunden oder alleine – im ‚Zum Faulen Pelz‘ fühlen sich alle Gäste willkommen.“