„Ja, es ist sehr bedauerlich, dass sich der HGV auflöst“, sagt Brita Schilt, die in Immenstaad ein Schuhgeschäft führt. Schilt war selbst jahrelang im Vorstand des Handels- und Gewerbevereins Immenstaad. Doch damit ist nun Schluss: Da sich bei der Jahresversammlung kein Nachfolger für den Vorsitzenden Bernd Hummernbrum und Stellvertreterin Simone Reiser-Hiß fand, wurde der Verein nun satzungsgemäß aufgelöst.

Wenig Interesse

Rund 60 Mitglieder zählte der Verein zuletzt. „Das ist für eine Gemeinde dieser Größe durchaus beachtlich“, sagt Schilt. Doch obwohl die Mitgliederzahlen relativ konstant seit der Gründung vor 30 Jahren waren – das Interesse der Gewerbetreibenden sei mit der Zeit weniger geworden, wie Schilt beobachtete. „Trotz 60 Mitgliedern waren die Versammlungen der vergangenen Jahre nicht gut besucht: Nur rund 20 Mitglieder kamen noch zu den Versammlungen“, sagt Schilt.

Schon vor drei Jahren hatten Hummernbrum und Reiser-Hiß angekündigt, sich zurückziehen zu wollen. „Ich bin pensioniert und kein Gewerbetreibender mehr, deshalb habe ich auch im HGV nichts mehr verloren“, sagt Hummernbrum. Man habe bereits vor der Jahresversammlung versucht, einen Nachfolger zu finden. „Sogar die IHK und der Bürgermeister haben sich bei der Nachfolgersuche eingebracht“, erzählt Hummernbrum. Doch all das nützte nichts, die Suche blieb erfolglos.

„Keine Zeit und Lust“

Doch woran liegt‘s, dass sich kein Nachfolger findet? „Jeder Gewerbetreibende hier hat genug zu tun, da hat man nicht mehr die Zeit und die Lust, sich beim HGV zu engagieren“, vermutet Schilt.

Der letzte Vorsitzende des HGV Immenstaad Bernd Hummernbrum.
Der letzte Vorsitzende des HGV Immenstaad Bernd Hummernbrum. | Bild: Hurst, Carina

Auch Hummerbrum spekuliert in diese Richtung. „Das hat aus meiner Sicht auch mit einem Generationenwandel zu tun: Die jüngere, nachfolgende Generation hat einfach wenig Interesse an einem HGV. Zumal man ja auch sehen muss, dass das Engagement im HGV Zeit kostet – und die hat heutzutage keiner mehr, zumal die Gewerbetreibenden Mühe haben, überhaupt noch Mitarbeiter zu finden.“ Was aus seiner Sicht auch dazu beiträgt, dass eine gemeinsame Interessenvertretung nicht mehr gewollt sei: „Dem Immenstaader Gewerbe geht es auch aufgrund der Touristen hervorragend, die Auftragsbücher sind voll – und in Zeiten des Wohlstands sind wohl viele der Ansicht, dass es keinen HGV braucht.“

Läden dürfen auch sonntags öffnen

Und das, obwohl der HGV zeit seines Bestehens einiges auf die Beine stellte: Der Verein vertrat die Interessen des Handels, des Handwerks und aller Gewerbe in Immenstaad. Vor ein paar Jahren erwirkte der HGV, dass die Läden während der touristischen Hochsaison im Sommer auch am Sonntag Kundschaft begrüßen dürfen. „Aber abgesehen von unserem Schuhgeschäft und ein paar anderen wenigen Ladenbetreibern hat heutzutage kaum einer mehr am Sonntag offen“, bilanziert Brita Schilt.

Bürgermeister Johannes Henne kündigt an, künftig einmal im Jahr die Gewerbetreibenden zu einem runden Tisch einzuladen. „Die Gemeinde ist jetzt noch stärker in der Pflicht, die Interessen der Gewerbetreibenden abzuholen“, sagt er.

6000 Euro sind in der Vereinskasse nach Auflösung nun übrig. Diese schenkt der HGV dem Heimatverein Immenstaad. Damit soll die traditionelle Nikolausaktion weitergeführt werden.