Anni und Berthold Arnold feiern in diesen Tagen ihre diamantene Hochzeit. Als es zwischen den beiden funkte, war sie 16 und er 25 Jahre alt. Was die Liebesgeschichte so besonders macht, ist das historische Datum, an dem der Funke übersprang. Es war der 6. Februar 1963, jener Tag, an dem sechs Männer nach langanhaltender Kälte die Überquerung des zugefrorenen Bodensees von Hagnau aus in Richtung Schweiz wagten. Einer von ihnen war Berthold Arnold. Die Nachricht, dass es den sechs Hagnauern gelungen war, den See zu überqueren, machte in dem kleinen Fischerdorf schnell die Runde.

Dieses Bild von der Seegfrörne hängt im Hansjakobstüble des Hotels. Es zeigt die sechs Erstüberquerer, denen wenig später ein ...
Dieses Bild von der Seegfrörne hängt im Hansjakobstüble des Hotels. Es zeigt die sechs Erstüberquerer, denen wenig später ein zwölfjähriger Schüler folgte. Berthold Arnold (Dritter von rechts) spielt auf seiner Trompete. | Bild: Manuela Klaas

Anni Siebenhaller und drei ihrer Freundinnen liefen nach Schulschluss hinterher. Als die vier Mädels ebenfalls im Gasthaus „Schiff“ auf der anderen Seeseite einkehrten, sprach Berthold Arnold Anni Siebenhaller an: „Ja, wo kommt‘s denn ihr her?“ „Wir sind euren Spuren gefolgt“, entgegnete diese. Mehr Worte fielen zwischen den Beiden an diesem Tag nicht. „Ich habe mich gewundert, als er mich ansprach“, erinnert sie sich rückblickend, „wir haben uns in Hagnau nur ab und an gegrüßt. Mehr aber auch nicht.“

An der Fastnacht trafen sie sich wieder

An der Fastnacht trafen sich die Beiden wieder. Danach schaute Berthold Arnold immer mal wieder in Annis Elternhaus vorbei. „Ich bin dort herzlich aufgenommen worden“, erinnert er sich, „von Anfang an habe ich mich unter ihren vielen Brüdern wohlgefühlt.“

Das Geburtshaus von Berthold Arnold in der Hansjakobstraße.
Das Geburtshaus von Berthold Arnold in der Hansjakobstraße. | Bild: privat

Ihre Elternhäuser standen nah beieinander

Was für ein Jahrhundertereignis die Seegfrörne war, hätten sie beide damals nicht verstanden. „Das wurde uns erst nach und nach und vor allem durch die Jubiläen bewusst“, sagt Berthold Arnold. „Was diese Begegnung im Hotel ‚Schiff‘ für uns beide bedeutete, war mir jedoch sehr schnell klar“, schmunzelt Berthold Arnold. „Damals habe ich mich in meine Anni verliebt.“ Immer schon wohnten Anni und Berthold nur wenige hundert Meter voneinander entfernt in derselben Straße. „Es lag am Altersunterschied, dass wir zuvor kaum Kontakt hatten“, sagt die Seniorin, „er hatte seine Kumpels und ich meine Freundinnen. Es gab wenig Berührungspunkte.“

Anni und Berthold Arnold in ihrem Hotel im August 1996.
Anni und Berthold Arnold in ihrem Hotel im August 1996. | Bild: privat

Anni Siebenhaller wuchs als ältestes Mädchen mit zwei Schwestern und acht Brüdern auf. Ihre Eltern waren ebenso wie Familie Arnold in der Landwirtschaft tätig. Von Kindesbeinen an half Anni im Haushalt, stets ein Auge auf die jüngeren Geschwister.

14 Monate später wurde Hochzeit gefeiert

14 Monate nach ihrer Begegnung im Schweizer Gasthaus „Schiff“ heirateten Anni und Berthold Arnold. Im Oktober 1964 kam Sohn Klaus auf die Welt, viereinhalb Jahre später der zweite Sohn Markus. Anfang der Achtzigerjahre erwarben die Arnolds ein Grundstück, auf dem sie ihr eigenes Hotel, das „Hansjakob“, errichteten.

Anni Arnold und ihre berühmte Schwarzwälder Kirschtorte.
Anni Arnold und ihre berühmte Schwarzwälder Kirschtorte. | Bild: Elin Sophie Arnold

Teils hat sie 20 Kuchen am Tag gebacken

Die Arnolds gingen die neue Aufgabe mit viel Liebe und Hingabe an. Gemeinsam führten sie den Hotelbetrieb, der zu ihrer Zeit aus 40 Betten und einem Café sowie einer kleinen Weinstube bestand. Die Kuchen backte die gelernte Hauswirtschafterin alle selbst. „Annis Schwarzwälder Kirschtorte ist legendär“, verrät Berthold Arnold. Das Café lief bestens, nicht allein wegen Annis Backkünsten. „Teilweise habe ich 20 Kuchen am Tag gebacken“, erzählt sie, während Berthold Arnold mit leuchtenden Augen berichtet, dass abends meist nichts mehr übrig war. „Unsere Gäste waren verrückt nach den Kuchen meiner Frau.“

Hotel ist schon immer ein Familienbetrieb

Die beiden Söhne wuchsen im Hotel auf, der jüngere inspizierte schon als Kind neugierig die Kochtöpfe. Im Jahr 2000 übernahm er die Leitung des Hotels. „Inzwischen haben wir drei Enkelkinder, die alle in den Betrieb involviert sind“, freut sich Anni Arnold.

Enkelin Elin Sophie mit ihrem Vater Markus Arnold am Tag ihrer Krönung zur Bodenseeweinprinzessin im September 2022.
Enkelin Elin Sophie mit ihrem Vater Markus Arnold am Tag ihrer Krönung zur Bodenseeweinprinzessin im September 2022. | Bild: Manuela Klaas

Eine Ausbildung im elterlichen Betrieb zur Hotelfachfrau absolviert zurzeit auch Enkelin Elin Sophie, vielen bekannt als Bodenseeweinprinzessin des vergangenen Jahres. Die Jubilare freuen sich: „Gerade weil das Hotel nach wie vor ein Familienbetrieb ist, funktioniert das Konzept.“ Sie selbst packt ebenfalls noch mehrmals in der Woche mit an, während sich ihr Mann aus dem Hotelbetrieb zurückgezogen hat.

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„Alles, was wir gemacht haben, sind wir gemeinsam angegangen“, bekräftigen Anni und Berthold Arnold, während sie einander bei den Händen fassen. „Wir haben immer gut miteinander harmoniert, uns aber zugleich auch prima ergänzt. Vielleicht ist das das Geheimnis unserer Ehe.“

Anni und Berthold Arnold vor der Skulptur „Hansjakobs Rast“, die vor dem Hotel steht und anlässlich des 25. Firmenjubiläums von ...
Anni und Berthold Arnold vor der Skulptur „Hansjakobs Rast“, die vor dem Hotel steht und anlässlich des 25. Firmenjubiläums von Bildhauer Gerold Jäggle gestaltet wurde. | Bild: Manuela Klaas

„Sind glücklich, hier leben zu dürfen“

Das Ehepaar Arnold fühlt sich wohl in der kleinen Bodenseegemeinde. „Wir wollten nie aus Hagnau fort, sondern sind glücklich, hier leben zu dürfen.“ Wenn das Wetter mitspielt, ist Anni Arnold mit dem Rad unterwegs, daneben zählt Kegeln zu ihren liebsten Freizeitbeschäftigungen. Ihr Mann genießt seinen Ruhestand im eigenen Garten. Früher spielte Bertold Arnold in der Musikkapelle. Wenn im Hotel Geburtstage gefeiert wurden, ließ er es sich nicht nehmen, ein Ständchen auf der Trompete zu bringen.

Große Familienfeier zur diamantenen Hochzeit

Auch bei seiner eigenen diamantenen Hochzeit will der Senior spielen. Die wird groß im Landgasthof „Zur Linde“ in Hepbach gefeiert. Zuvor geht es jedoch zum Gottesdienst in die Kirche St. Johann Baptist in Hagnau. „Hier haben wir vor 60 Jahren auch geheiratet“, verrät Anni Arnold. Die Arnolds freuen sich sehr auf ihr Fest, auf Familie, Freunde und die guten alten Geschichten. Rückblickend sind sich beide einig: „Wir würden unser Leben immer wieder genauso angehen, wie wir es getan haben. Es hat alles von Anfang an gepasst.“